Der Teppich des Dichters
Als hätte man ein paar Bände von 1001 Nacht gelesen; oder als hätte man fleißig in den Werken des großartigen persischen Dichters Nezāmi geschmökert – so bunt präsentieren sich diese 200 Seiten, die von den Abenteuern des Prinzen und späteren Königs von Kadi, Walid ibn Huyr erzählen.
Prinz ...
Als hätte man ein paar Bände von 1001 Nacht gelesen; oder als hätte man fleißig in den Werken des großartigen persischen Dichters Nezāmi geschmökert – so bunt präsentieren sich diese 200 Seiten, die von den Abenteuern des Prinzen und späteren Königs von Kadi, Walid ibn Huyr erzählen.
Prinz Walid ist klug, von angenehmem Äußeren, tapfer – und ein Dichter. Sein Wunsch ist es, beim großen Wettbewerb in Ukaz aufzutreten, doch sein Vater verfügt, dass zuerst im eigenen Reich eine Vorausscheidung stattfinden soll. Dabei wird Walid dreimal von einem unbedeutenden Teppichweber aus der Wüste geschlagen, der die schönsten Kassiden, die man sich denken kann, vortragen lässt. Walid kann die Demütigung nicht ertragen, hält den Weber jahrelang als Archivar gefangen und wünscht sich dann einen Teppich, der die Geschichte der Menschheit enthält. Der Weber stellt diesen Teppich her – doch in diesem wohnt der Fluch der Dschinns. Der Alte stirbt, das Königreich ist dem Untergang geweiht und Walid zieht fortan als al-Malik al-Dillil (der umherirrende König) durch die Lande. Er trifft der Reihe nach auf die drei Söhnen des Teppichwebers, er trifft auf die schöne Beduinentochter Zahara – und er sieht sich verflucht. Sein Ziel ist es, den Teppich zu finden, ein Unterfangen, das mit vielen Abenteuern verbunden ist.
Wie gesagt, Stoff für mehr als 200 Seiten, sehr hübsch gewebt, sodass es schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Da wird aber nicht nur Abenteuer geliefert, sondern, wie es sich gehört, auch jede Menge an Lebensweisheit. Das Einzige, was sich die bekannte Fantasyautorin Gallego García hätte sparen können, ist, am Anfang des Buches Coelho zu zitieren; der hat bekanntlich den Erzählschatz der Welt viel schlechter geplündert.
Gerstenberg 2009; S. 199