Oskars ganz persönliche Geheimdatei
Endlich einmal das, was man ein durchaus lustiges Buch nennen kann, und die Kinder meiner 2. Klasse (Buben und Mädchen gleichermaßen) reißen sich darum.
Oskar (12) will ein berühmter Reporter werden und greift den Ratschlag seines an der Schülerkarriere ziemlich desinteressierten Deutschlehrers ...
Endlich einmal das, was man ein durchaus lustiges Buch nennen kann, und die Kinder meiner 2. Klasse (Buben und Mädchen gleichermaßen) reißen sich darum.
Oskar (12) will ein berühmter Reporter werden und greift den Ratschlag seines an der Schülerkarriere ziemlich desinteressierten Deutschlehrers auf - er beginnt, als Einübung ins Schreiben ein Computertagebuch zu führen, in dem wir seine Familie kennenlernen (u.a. die große Schwester, klarerweise eine Zimtzicke), in dem er von seinem Mumien-Geburtstagsfest berichtet, von seinen unbeholfenen Annäherungsversuchen Angela gegenüber, von seinen Tierrettungsversuchen, von seiner ersten 'journalistischen Arbeit', von der Schule und von den Schulfreunden; kurzum, wir erfahren auf äußerst unterhaltsame Weise etwas aus der Welt eines Zwölfjährigen, der zwischen Verzweiflung und Selbstüberschätzung pendelt. Der launige Tonfall nimmt einiges vom Realismus, macht das Buch aber dafür so leicht und locker zu lesen, dass eben auch die Buben in meiner zweiten Klasse gleichsam Lese-Schlange standen, wobei sie die leichten Macho-Allüren Oskars durchaus schadenfroh registrierten. Die Mädchen wiederum fanden's ziemlich witzig, was für ein "armes Würschtl" ein Bub doch sein kann. Alles in allem scheint das schon für eine Empfehlung zu reichen, aber in Wirklichkeit kann das Buch, vom Unterhaltungswert abgesehen, ganz gut als Ausgangspunkt für Debatten über Buben-/Mädchenwelten dienen.
(GF16/11-1999)