Edward. Roman aus dem Pleistozän

Das Original ("What we did to Father") erschien bereits 1960, aber der Unionsverlag hat dankenswerterweise vor ein paar Jahren eine wohlfeile Taschenbuchausgabe auf den Markt gebracht und damit die Möglichkeit eröffnet, die Menschwerdung in einem anderen Licht zu sehen. Edward ist mehr als ein M ...

Das Original ("What we did to Father") erschien bereits 1960, aber der Unionsverlag hat dankenswerterweise vor ein paar Jahren eine wohlfeile Taschenbuchausgabe auf den Markt gebracht und damit die Möglichkeit eröffnet, die Menschwerdung in einem anderen Licht zu sehen. Edward ist mehr als ein Menschenaffe; er ist ein unruhiger Geist, der ewig experimentieren will, der ungeachtet der Warnungen Onkel Wanjas, der sich noch von Ast zu Ast schwingt, das Feuer zähmen will, der stolz ist auf seinen afrikanischen Lebensraum und die Berichte vom Fortschritt in China mit Missvergnügen hört, der seine Kinder ermutigt, in andere Rudel einzuheiraten, der fortschrittsfreudig und fortschrittsgläubig daran interessiert ist, die dominierende Spezies zu werden.
Edward macht auch gute Fortschritte, nicht zuletzt weil er seine Söhne ununterbrochen fördert und ermutigt. Wilbur zeichnet sich als Höhlenmaler aus, Oswald ist ein exzellenter Jäger, und der Erzähler sieht sich als Denker. Dass Denken nicht immer zukunftsorientiert ist, zeigt sich im Umgang mit Edwards neuester Erfindung, dem Bogen. Fortschrittsfeindlichkeit setzt dem Höhenflug Edwards ein Ende, aber da gleichzeitig das Pleistozän vorbei ist, lässt sich damit leben.


Lewis hat, so Pratchett, das witzigste Buch der letzten 500 000 Jahre geschrieben, und tatsächlich ist es das reine Vergnügen, diesen Roman zu lesen, der seinen Witz vor allem dadurch gewinnt, dass die Ereignisse primitiver Kulturenbildung und elementare Überlebensstrategien mit dem Vokabular und dem Wissen des 20. Jahrhunderts geschildert werden. Die Dialoge haben z. T. solides wissenschaftliches Niveau und fassen besser als jedes Lehrbuch die Geschichte eines Menschheitsabschnitts so zusammen, als wär's ein Politlehrstück der Gegenwart. Gleichzeitig sehen wir parabelhaft, dass Neuerungen nicht gegen den Willen der Masse erfolgen können, die an Traditionen nur deshalb festhält, weil sie Traditionen sind.
Geben Sie das Buch Ihren 5. Klassen und sehen Sie, ob der Geschichtsunterricht bei diesem Kompendium aus Witz, Philosophie und Abenteuer mithalten kann.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/humor/detail/edward-roman-aus-dem-pleistozaen.html
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