Die Farbe des Sommers
"Die Farbe des Sommers" schildert eine Kleinstadt-Pubertät in den 70er-Jahren, wobei wir uns – laut (Klappen)Text – in den frühen Siebzigern befinden, laut meinen spärlichen Kenntnissen über Weltraumfahrt der Skylab-Absturz, der im Text immer wieder beschworen wird, aber erst Ende der Siebziger ...
"Die Farbe des Sommers" schildert eine Kleinstadt-Pubertät in den 70er-Jahren, wobei wir uns – laut (Klappen)Text – in den frühen Siebzigern befinden, laut meinen spärlichen Kenntnissen über Weltraumfahrt der Skylab-Absturz, der im Text immer wieder beschworen wird, aber erst Ende der Siebziger war. Im Grunde ist es aber unerheblich, denn wir sehen uns bei Vampirella und Perry Rhodan einerseits, bei den alten Hollywood-Horrorfilmen andererseits wieder. Peter ist 13 und wächst in einer Kleinstadt heran, einer Kleinstadt, die immerhin so groß ist, dass sie sich zwei Kinos leisten kann. Das ursprüngliche, alte Kino, in dem der Besitzer, Herr Braun, seine Sammlung von Filmen vorführt, die allesamt dem Titelsong der Rocky Horror Picture Show entsprungen sind, rentiert sich natürlich nicht mehr, aber Peter, Einzelgänger und Filmfreak, ist noch ein treuer Besucher des, wie es damals so schön geheißen hat, "Lichtspieltheaters" (das Sie sich so wie das Breitenseer-Kino vorstellen müssen). Peter lernt den gleichaltrigen Gernot kennen, der mit seiner Mutter, einer Jugendfreundin der Eltern, nach dem Tod des Vaters in die Stadt zieht. Während Peter und Gernot das Glück haben, ihre Seelenverwandtschaft (Horrorfilme, Vampirellas Superbusen etc.) zu entdecken, bahnt sich zwischen Peters Vater und Gernots Mutter das Unsagbare und Verbotene (Kleinstadt!) an. Mit anderen Worten: Das Verhältnis der beiden kann nicht geheim bleiben, aber das reinigende Gewitter lässt alle ein bisschen weiser und reifer zurück.
Für mich wird beim Lesen viel von diesem Kleinstadtmief wieder lebendig, viel auch vom Mief der durchaus spießigen 70er-Jahre, die doch als so wild galten, viel auch vom Heftlkram und vom Kinogehen. Als positive Erinnerungen sind vornehmlich die Kinoerinnerungen da, obwohl unser Interesse wohl breiter gestreut war; aber noch heute denk ich gern an das Elementarerlebnis von "Frankenstein" im Erika-Kino der späten Sechziger zurück. Dessen ungeachtet: Peter ist ein bissl gar beschränkt in seiner Welt, die Enge ist allemal bedrückend, und wo sie nicht bedrückend ist, da ist sie ziemlich betulich. Diese Betulichkeit äußert sich leider mitunter auch im Stil – sodass der Leser meiner Altersstufe irgendwann einmal wirklich kräftig durchatmen möchte.
Sehr interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Überlegung, wie das Buch wohl auf die heutigen Jugendlichen wirkt. Als historischer Roman? Als Wiederkehr des ewig Gleichen? Als altmodisch und hausbacken? Nun gut, ich werd's ja demnächst für die Großstadtjugend herausfinden, wenn ich ein paar Buben (ja, es ist ein Bubenbuch!) meiner Dritten und Vierten um ihr Urteil bitten werde... Wiederum eine andere Frage wäre: Wird der Roman am Land anders gelesen? (Könnte man ein Projekt draus machen...?)
Wie auch immer: Von meinen Ausführungen abgesehen finden Sie Näheres unter www.peterhorn.com