Nicht Chicago. Nicht hier.
"An deutschen Schulen wird mindestens eines von zehn Kindern ernsthaft schikaniert und mehr als eines von zehn Kindern schikaniert andere", verheißt der Klappentext; vorrangig betroffen seien 13- bis 15-jährige Schüler. Schüler eben wie Niklas, um den es in dieser Geschichte geht. Niklas ist ein ...
"An deutschen Schulen wird mindestens eines von zehn Kindern ernsthaft schikaniert und mehr als eines von zehn Kindern schikaniert andere", verheißt der Klappentext; vorrangig betroffen seien 13- bis 15-jährige Schüler. Schüler eben wie Niklas, um den es in dieser Geschichte geht.
Niklas ist ein eher unauffälliger, durchschnittlicher Junge. Als eines Tages Karl, "der Neue", auftaucht, soll sich sein Leben schlagartig ändern. Karl ist offensichtlich durch und durch böse: Er bestiehlt, bedroht und verfolgt Niklas, der weder bei seinen Eltern, schon gar nicht aber in der Schule Gehör findet. Karl leugnet, sucht sich im rechten Augenblick Verbündete, täuscht alle. Selbst als herauskommt, dass er Niklas ein CD-ROM-Laufwerk entwendet hat, kann er dies zu seinen Gunsten darstellen. Allmählich beginnen Niklas' Eltern ihm zu glauben. Sie schalten die Polizei ein, die aber an solchen Bagatellen weder interessiert ist noch wirklich etwas tun kann. In Niklas wächst inzwischen nicht nur die Hilflosigkeit, sondern auch die Wut...
Boie hat ein durchaus beunruhigendes Buch geschrieben, auch wenn es hart an der Grenze des Wahrscheinlichen ist. Dennoch stellt sie sehr überzeugend dar, wie hilflos Kinder (sogar Eltern) dem kleinen Terror ausgeliefert sein können.
Es dauert etwas, bis man in der Erzählung Tritt gefasst hat, aber dann wird man mit einem spannenden Buch belohnt, das die Frage des bullying viel subtiler abhandelt als vergleichbare englische Jugendbücher. Gleichzeitig bietet es sich an, darüber nachzudenken, ob es "das Böse" an sich (Karl) wirklich gibt (vgl. dazu auch Anne Fines "The Tulip Touch"