Madde ist nach der Schulschlussfeier von zwei Mitschülern vergewaltigt worden; sie zeigt die beiden an und muss nun nicht nur das Trauma der Verhandlung (und einer Berufungsverhandlung) über sich ergehen lassen, sondern die tägliche Hölle, in der sie sich selbst auch immer wieder fragt, ob sie etwas falsch gemacht habe. Hätte sie nicht mit den beiden Jungs mitgehen sollen? Hätte sie nicht das kurze rote Kleid anziehen sollen? Hätte sie nicht so viel trinken sollen?

Die eigene Mutter ist ihr wenig Hilfe, nur eine Psychologin und ihre beste Freundin stehen wirklich zu ihr; der Schulbesuch nach den Ferien ist ihr unerträglich, und allmählich verliert sie das bisschen Halt unter den Füßen, das sie noch hat.

Wahldn lässt Madde allerdings aus der Retrospektive erzählen, sodass wir schon die ersten Schritte eines Heilungsprozesses miterleben können, aber insgesamt bleibt das Buch damit dennoch unerfreuliche Lektüre, zumal die Vergewaltigung und die nachfolgenden Untersuchungen mit ziemlicher Deutlichkeit geschildert werden. Wahldn, die Polizeireporterin war, sagt selbst, sie wollte sich auf die Rolle des Opfers, nicht die der Täter konzentrieren.

Dies trägt vermutlich auch dazu bei, dass Jugendliche das Buch mit Interesse - und einer Portion Abscheu (mir wurde das Buch von einer Dreizehnjährigen "empfohlen") lesen. Anzunehmen ist, dass es bei Einzellektüren bleiben wird, die die Lehrer/-innen (bedauerlicherweise?) aussparen.