Keinen Schlag weiter
Dr.Schneider gilt vielen als vorbildlicher Vater; seine Tochter Sandy, 15 und cooles Hip-Hop-Girl, findet, dass er viel lockerer ist als die Mutter, die so viel verbieten will und sich nur für öde, klassische Musik interessiert – genauso wie ihr Bruder, das Weichei Benny. Was aber nur die Mutter ...
Dr.Schneider gilt vielen als vorbildlicher Vater; seine Tochter Sandy, 15 und cooles Hip-Hop-Girl, findet, dass er viel lockerer ist als die Mutter, die so viel verbieten will und sich nur für öde, klassische Musik interessiert – genauso wie ihr Bruder, das Weichei Benny. Was aber nur die Mutter und Benny zu wissen scheinen: Dr. Schneider prügelt Frau, manchmal auch Kinder, vor allem aber Benny, der einfach ein sensibler Junge ist.
Biernath präsentiert uns die Geschichte vorwiegend in E-Mails (Sandy an die Berliner Mailfreundin Laura) und Bennys Erzählungen. Da treffen zwei Welten aufeinander. Der musisch begabte Junge findet nur allmählich (und ein bisschen wundersam) seinen Platz, das aufbegehrende Mädchen lässt sich viel weniger in den Kreislauf der Unterdrückung hineinziehen. Die Mutter verzeiht dem ziemlich unsympathisch dargestellten Ehemann immer wieder – ein klassisches Muster bei familiärer Gewalt.
Das liest sich einigermaßen mitreißend, wirkt aber dennoch ein wenig gekünstelt. Sandy ist wohl zu blind den Gewaltausbrüchen gegenüber, zu viel wird von allen schön geredet und ignoriert. Macht aber nichts – jugendliche Leser/innen brauchen die Vergröberungen, um entsprechend gepackt und mitgerissen zu werden. Daher ist es durchaus zu empfehlen, Biernaths Roman bei einem Leseprojekt zum Thema auf die Liste zu setzen.
Gabriel 2007