Bewegliche Ziele

Deutsches Kaff. Eine Handvoll Jugendlicher. Ette ist der Schurke, Ticker zieht mit. Dann sind da noch Sarah (die sich in Ticker verliebt), Jenny, eher unansehnlich und zu Schützenfeten gezwungen, Momo, die Schwimmmeisterin. Irgendwie ist alles ein bisschen öde, man feiert, raucht sich ein bissch ...

Deutsches Kaff. Eine Handvoll Jugendlicher. Ette ist der Schurke, Ticker zieht mit. Dann sind da noch Sarah (die sich in Ticker verliebt), Jenny, eher unansehnlich und zu Schützenfeten gezwungen, Momo, die Schwimmmeisterin. Irgendwie ist alles ein bisschen öde, man feiert, raucht sich ein bisschen ein, versucht aus dem Mief herauszukommen. In diese Dahindösen bricht plötzlich die Gewalt ein – nicht aus purer Bosheit, sondern aus jener fatalen Mischung von Angeödetsein, Zugedröhntsein, verletztem Stolz. Ette vergewaltigt ein Mädchen, Ticker schaut blöd zu – die beiden landen Im Gefängnis. Wie nun weiterleben? Als Opfer vor allem. Aber auch als Täter, als Teil des „Freundes“kreises.

In vielen kleinen Vignetten lässt Hammer die Jugendlichen zu Wort kommen. Wir kennen die Technik und wir wissen, wenn es gut gemacht ist, dann entsteht ein Bild, das uns zu fesseln vermag. Und Hammer macht das weitgehend auch gekonnt. Da wird niemand zum absoluten Bösewicht stilisiert, da macht sich mehr Hilflosigkeit als sonst was breit, Hilflosigkeit auch bei den peripher agierenden Erwachsenen. Eine böse Geschichte also, mit der niemand so recht umzugehen weiß, die im Mief der Provinz um sich greift und dabei so nebenbei einige Leben (fürs erste) kaputt macht.

Keine erfreuliche Lektüre, aber doch eine, die sich lohnt. Schon allein um festzustellen, wie „wenig“ es braucht, um das Leben aus den Fugen geraten zu lassen.

Loewe 2008; S. 199

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.04.2009
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/gewalt/detail/bewegliche-ziele.html
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