Die alte Johanna

Autor WELSH, Renate

Verlag Czernin 2021

1979 erschien „Johanna“, und neben dem „Vamperl“ war der Roman einer Bauernmagd aus den 30er-Jahren damals für einige Zeit wohl eine der erfolgreichsten Schullektüren, das Bild eines starken Mädchens vermittelnd.

Nun lässt Welsh ihre Johanna auf ein langes Leben zurückblicke; acht Kinder hat sie großgezogen, eine ziemlich harmonische Ehe verbracht, Konflikten ist sie ausgewichen, Konflikten hat sie sich gestellt. Die Kinder sind erfolgreich, sie freut sich an Enkelkindern und Urenkelkindern. Anderen helfen war für sie selbstverständlich, teilen (gerade dann, wenn man nichts hat) ebenfalls. Und obwohl sie nach wie vor den besten Apfelstrudel (mit hauchdünnem Teig) macht, ist sie nicht die pausbäckige Oma, die stets gütig und freundlich ist. Noch immer kränkt sie der Satz: „Das wäre ja noch schöner, wenn ledige Kinder schon was wollen dürften!“ Und daher blickt sie auch gelegentlich im Zorn zurück, spürt Ärger in sich hochsteigen. Auch mit der Gegenwart kann sie sich nicht immer versöhnen, sie reagiert unwirsch, sie will sich nichts sagen lassen.

Johanna spürt, dass das Leben dem Ende zugeht, sie kann sich Erinnerungslücken und Schwächeanfälle trotzdem nicht verzeihen. Wir begleiten sie bei den Bruchstücken ihres Lebens, bekommen viel Zeitgeschichtliches (aber nur knapp) vermittelt, freuen uns an ihren Erfolgen.

All das ist sparsam erzählt, und man möchte meinen, für Jugendliche ist das vielleicht nur von begrenztem Interesse. Wenn Sie den Roman aber als Stück Erinnerungskultur für ein Projekt verwenden, dann bieten sich plötzlich zahlreiche Möglichkeiten, sodass auch dieses Buch wieder als Klassenlektüre gute Dienste leisten könnte.

S. 187 | 4. Klasse etc.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2021
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/geschichte/detail/die-alte-johanna.html
Kostenpflichtig
nein