Die Liga der glühenden Herzen

Dieser Briefwechsel zwischen zwei fast 14-jährigen Buben stammt von einem bekannten norwegischen Autorenduo und ist im Original 1989 erschienen. Diese Tatsache ist es auch, die das Buch einerseits liebenswert altertümlich, andererseits hoffnungslos überaltert erscheinen lässt. Vermutlich wird ei ...

Dieser Briefwechsel zwischen zwei fast 14-jährigen Buben stammt von einem bekannten norwegischen Autorenduo und ist im Original 1989 erschienen. Diese Tatsache ist es auch, die das Buch einerseits liebenswert altertümlich, andererseits hoffnungslos überaltert erscheinen lässt. Vermutlich wird eine Kindheit der frühen 60-er Jahre wiedergegeben; anders lässt sich nicht erklären, warum der klassische Abenteuerroman von den Buben so verschlungen wird, auch nicht, warum das Schlüssellochgucken und das Eine-ganz-Nackte-im-Heftl-Motiv so fröhliche Urständ feiern. Und wer würde heute, im E-Mail-Zeitalter, noch eine ganz herkömmliche Brieffreundschaft (noch dazu unter Buben) beginnen?

Dieser zeitliche Rahmen wird einem beim Lesen aber leider nie so ganz deutlich bewusst, sodass es für Jugendliche schwierig sein mag zu erkennen, dass sie eigentlich einen 'historischen' Roman lesen, der - naturgemäß - ein paar typische Bubenängste und -sehnsüchte, die bestehen bleiben, aufgreift. (Erwachsene sind daher vielleicht die idealtypischeren Leser/-innen für derlei Bücher.)

Wie auch immer: Tore und Sigi sind fast 14 - und sie schreiben einander Briefe. über Abenteuerbücher, Flugzeuge - und echte Abenteuer. Und da sind natürlich die Erfahrungen mit sich selbst und mit Mädchen am wichtigsten. Am Anfang sind beide - obwohl Hunderte Kilometer voneinander entfernt - in ein Mädchen namens Sølvi verliebt (es gibt deren zwei), aber nach einigem Herumknutschen und Anfassen entlieben sie sich wieder und lernen neue Mädchen kennen. Ihre Erfahrungen und Ängste teilen sie einander eben in Briefen mit - und auch das mutet aus heutiger Sicht ein bisschen seltsam an: die rührende Naivität einerseits, die Unaufgeklärtheit andererseits. Hier schreiben sich offensichtlich zwei 50+-Jährige etwas von der Seele, das vorm Zeitalter der Akzeleration (auch der physischen) von Bedeutung war.

Sollten Sie das Buch im Unterricht einsetzen wollen, ist es m. E. im Rahmen von parallelem Lesen (gruppenweise werden Bücher zu einem Themenbereich gelesen) möglich - mit der Zusatzinformation, dass es sich hier um keine aktuelle Geschichte handelt. Reizvoll wäre es vielleicht, einen E-mail-Briefwechsel (in einer vierten Klasse) fingieren zu lassen - vielleicht gerade um ein paar Ängste und Sehnsüchte neu zu kontextualisieren.

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/freundschaft/detail/die-liga-der-gluehenden-herzen.html
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