Das Wolkenzimmer
Fast möchte man meinen, Jugendbücher, die sich mit der Nazizeit auseinandersetzen, haben zurzeit Hochkonjunktur (vgl. Boyne, Zusak, Gleitzman); Irma Krauß reiht sich auf erzählerisch durchaus interessante Weise in diesen Erzählreigen ein.
Veronika will sich aus Liebeskummer von einem Turm stürz ...
Fast möchte man meinen, Jugendbücher, die sich mit der Nazizeit auseinandersetzen, haben zurzeit Hochkonjunktur (vgl. Boyne, Zusak, Gleitzman); Irma Krauß reiht sich auf erzählerisch durchaus interessante Weise in diesen Erzählreigen ein.
Veronika will sich aus Liebeskummer von einem Turm stürzen – und zögert im letzten Moment doch. Wir erfahren später, dass der junge Mann es auch nicht wert ist, dass man sich seinetwegen zu sehr grämt. Veronika lernt den 70-jährigen Türmer, einen Amerikaner, kennen und verweilt ein paar Tage im Turm. Parallel zu ihrer Geschichte, ihren Ängsten, ihren Gesprächen mit dem Türmer erfahren wir die Geschichte des zehnjährigen jüdischen Jungen Jascha, der 1942 in den Turm flüchtet und für fast drei Jahre vom Türmer, einem einarmigen Veteranen, versteckt und am Leben gehalten wird. Er tut dies anfangs zwar widerwillig, aber allmählich siegt der Mensch (und verzweifelte Vater) über den Staatsangestellten.
Es dauert ein bisschen, bis die Geschichte ihre Parallelität entwickelt, es dauert auch ein bisschen, bis die Autorin Tritt findet und das passende Tempo, die ausreichende Spannung bieten kann. Dann aber liest sich das Buch rasch und die Neugier der Leser/innen wächst – trotz des vorhersehbaren Endes.
Krauß erzählt gekonnt, schafft auch ein paar wirklich gelungene Passagen, hält aber wohl eher für Erwachsene als für Jugendliche das Klappentextversprechen: "Ein zutiefst berührendes Jugendbuch […] und ein wunderschöner Roman über nichts weniger als den Wert und Sinn des Lebens." Was man ihr allerdings wirklich zugute halten muss, ist die eigene Atmosphäre, die sie mit dem Wolkenzimmer zu schaffen vermag.
cbj 2007