Die Kirsche auf der Torte aller Katastrophen
Autor PAVLENKO, Marie
Verlag Thienemann 2021
Im Original heißt das 2017 erschienene Buch viel unverfänglicher „Je suis ton soleil“, aber weil die Protagonistin zu Katastrophenszenarien neigt, mag der deutsche Titel hingehen.
Inhaltlich haben wir eine ziemlich bewährte Mischung: Die etwas widerborstige Protagonistin, von der besten Freundin ‚unfriended‘. Den angehimmelten Jungen, der aber leider schon vergeben ist. Das schwule Geständnis. Die depressive Mutter. Die zerrüttete Ehe. Und einen Riesenhund namens Isidor, der dieses Gemenge immer wieder auflockert.
Im Detail: Deborah Dantès steht kurz vor der Reifeprüfung; da taucht Victor auf, in den sie sich verliebt, der aber eine Freundin (Adèle) hat; ein weiterer Freund ist Jamal, der sich aber als schwul outet. Die beste Freundin Eloise ist in einen Jungen vernarrt und bekommt ihre eigenen Probleme. Und Deborahs Eltern lassen ihre Ehe vor sich hin kriseln. So weit, so gut? Ja, aber Pavlenko mischt die Zutaten auf eine sehr sympathische und zum Teil auch sehr witzige Weise. Das sind halt Pariser Jugendliche und nicht irgendwelche Ami-High-School-Typen, da ist also mehr an savoir vivre drin als sonst so üblich. Und Deborah ist tatsächlich glaubwürdig mit ihren Stimmungsschwankungen. Außerdem ist sie eine Leserin: Im Moment kämpft sie sich durch Victor (a-ha!) Hugos „Les Misérables“; aber sie hat auch Dumas (a-ha, daher Dantès), Hemingway, Lautréamont, Baudelaire etc. gelesen. Nicht zuletzt deswegen begleitet man sie gerne auf den 400+ Seiten.
pp. 415 | 13/14 Jahre