Tochter der Krokodile
Fanta lebt geborgen in dem kleinen Dorf in Burkina Faso, nicht nur, weil Kinder sowieso vom Dorf behütet werden, sondern weil ihre Großmutter Mâ eine wichtige und starke Persönlichkeit ist. Verzichten muss sie nur auf ihre Mutter Delphine, die vor fünf Jahren nach Frankreich gegangen ist, dort h ...
Fanta lebt geborgen in dem kleinen Dorf in Burkina Faso, nicht nur, weil Kinder sowieso vom Dorf behütet werden, sondern weil ihre Großmutter Mâ eine wichtige und starke Persönlichkeit ist. Verzichten muss sie nur auf ihre Mutter Delphine, die vor fünf Jahren nach Frankreich gegangen ist, dort hart arbeitet und das Dorf mit Geld unterstützt. Viele haben Grund, den Daos (Delphines Familie) zu danken, aber gleichzeitig sind sie der Dorfgemeinschaft zu fortschrittlich. So wird etwa viel Kritik daran geübt, dass sich die Daos gegen das Beschneidungsritual an Frauen wenden und damit möglicherweise Unglück über das ganze Dorf bringen. Fanta, zwischen diesen Welten gefangen, erweist sich aber ebenfalls als stark genug, einen eigenen Weg zu gehen – auch als ihre Mutter auf Besuch kommt und das Mädchen die Möglichkeit hätte, nach Frankreich mitzureisen. Aber so sehr ist es nicht das Land der Verheißung – ist es wirklich schon Zeit, die eigene Tradition zu verlassen?
Ehret schreibt keine aufregende Geschichte, wenn man das Buch an seiner Handlung misst, aber sie schreibt insofern eine aufregende Geschichte, als wir einen guten Einblick in Denken und Fühlen einer kleinen Dorfgemeinschaft eines westafrikanischen Staates bekommen, die ihre eigene Komplexität und ihre eigene Geschichte hat. Wir lesen eine Geschichte ohne Verklärung, ohne erhobenen Zeigefinger, wir lesen schlicht und einfach eine Geschichte, die unser Weltwissen erweitert. Und das ist doch eine Empfehlung!
Peter Hammer Verlag 2009, S. 157