Im Meer schwimmen Krokodile
Der zehnjährige Enaiatollah Akbari ist mit seiner Mutter vor den Taliban nach Pakistan geflohen, aber auch dort bietet sich ihm wenig; ausgebeutet, für Essen und einen Schlafplatz, verbringt er einige Zeit in Pakistan, um sich schließlich auf die Suche nach einem besseren Leben zu machen.
Mit einem Freund flieht er in den Iran, und die illegale Arbeit in den Steinbrüchen von Qom scheint fast wie ein Paradies. Aufgegriffen, abgeschoben, wieder zurück in den Iran, wieder aufgegriffen – Enaiatollah beschließt, seine Reise fortzusetzen, flieht unter haarsträubenden Umständen in die Türkei und gelangt schließlich, nach einigen Jahren, immer wieder am Tod entlang schrammend, nach Italien, wo Geda seine Geschichte aufzeichnet.
Er tut dies nüchtern, unaufgeregt, mit ein paar erstaunten Zwischenfragen, denn was dem Jungen widerfährt, das klingt fast wie ein Kompendium an Unmenschlichkeit und steter Todesangst. Aber dazwischen gibt es so viel Glück und Hoffnung, dass man vergisst, dass es viele nicht schaffen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Das Buch erzählt ein Einzelschicksal und bietet keine Lösungen an; aber es erzählt dieses Einzelschicksal so packend, dass man sich naturgemäß wünscht, dass stärker gegen das Unrecht in dieser Welt vorgegangen wird. In Italien ist das ein Bestseller – hier hoffentlich bald auch.
btb 2012, S. 187