Die Stadt der wilden Götter

Das Buch ist - aus rechtlichen Gründen offensichtlich - zeitgleich bei Suhrkamp und bei Hanser in der Jugendbuchserie erschienen, und bei letzterem Verlag gehört es auch inhaltlich hin. Allende erzählt eine etwas wirre, allemal mystische, bestimmt überzeichnete, allerlei Erzähltraditionen verman ...

Das Buch ist - aus rechtlichen Gründen offensichtlich - zeitgleich bei Suhrkamp und bei Hanser in der Jugendbuchserie erschienen, und bei letzterem Verlag gehört es auch inhaltlich hin.
Allende erzählt eine etwas wirre, allemal mystische, bestimmt überzeichnete, allerlei Erzähltraditionen vermanschende Geschichte aus dem brasilianischen Dschungel.
Alex Cold (15) soll seine Großmutter Kate in den Dschungel begleiten; Kate soll eine Reportage über einen Urwald-Yeti schreiben, Alex soll davon abgelenkt werden, dass seine Mutter todkrank ins Spital muss. Die Expedition wird international finanziert, mit von der Partie sind u. a. ein lächerlich wirkender Anthropologe, eine Ärztin aus Manaus, eine Abteilung Militärs und ein lokaler Führer mit seiner Tochter Nadia (13), die alsbald Seelengefährtin für Alex wird. Die beiden entdecken nämlich mit Hilfe eines uralten Schamanen ihre Totemtiere und freunden sich auch bald mit den Indios (Nebelmenschen) an. Es stellt sich heraus, dass das kollektive Gedächtnis der Nebelmenschen, die noch nie einen Weißen gesehen haben, bei faultierähnlichen Wesen liegt, jenen Bestien, die Ziel der Expedition sind. Aber ein reicher Unternehmer verfolgt offensichtlich noch andere Ziele und will den Nebelmenschen schaden; die Expedition ist nur ein Vorwand ...
Allende hat eine wild überbordende Geschichte geschrieben, in der nichts an Abenteuerroman-Versatzstücken ausgelassen wird: die edlen Wilden, die mythischen Wesen, die schurkischen Soldaten, der geheimnisvolle Schamane, die wilden Tiere des Dschungels, die schwer zugänglichen Orte, das geheime Wissen - und als Draufgabe noch El Dorado, Diamanten und das Wasser des Lebens.


Das ist des Guten ein bisschen zu viel, sodass sich der Roman bisweilen etwas mühsam liest, gerade weil so viel hineingestopft wurde. Was Wunder, dass da auch noch ein paar Initiationsriten dafür sorgen, dass wir nicht nur einen Abenteuerroman, sondern auch ein coming-of-age-Buch lesen. Allein, Jugendliche mögen dabei glühende Wangen bekommen und sich weit weg von der Schulbank in den Amazonas wünschen. Das kann ich nachvollziehen, aber ich wäre lieber mit Eva Ibbotsons "Journey to the River Sea" (vgl. YANs) im Dschungel unterwegs als mit Allendes Buch, in dem man sich doch zu sehr verheddert.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/fremde-laender/detail/die-stadt-der-wilden-goetter.html
Kostenpflichtig
nein