Normalerweise heißt es ja, bei Romanen über fremde Länder vorsichtig zu sein, denn besonders der westliche Blick ist zu sehr ein fremder Blick. Ellis, die einige Zeit in pakistanischen Flüchtlingslagern verbracht hat, dürfte offensichtlich dennoch die Zustände in Afghanistan, verkürzt und romanhaft versteht sich, einigermaßen korrekt wiedergegeben haben. Natürlich bleibt immer ein bisschen Unbehagen dabei, wenn ein Land so negativ dargestellt wird. Als Roman ist "Die Sonne im Gesicht" natürlich so konzipiert, dass er hohe Sympathiewerte für Parvana und ihre Familie erzeugt. Als aktuellen Lesetipp sollten Sie sich das Buch auf jeden Fall vormerken!

Parvana und ihre drei Geschwister leben mit ihren Eltern, gebildeten Leuten (der Vater war Lektor, die Mutter Journalistin), in einem Zimmer in Kabul. Der Vater versucht die Familie mit Schreib- und Vorlesarbeiten zu ernähren, Mutter und ältere Schwester verlassen das Zimmer kaum, Parvana aber, die noch keine Burka tragen muss, begleitet den Vater auf den Markt. Eines Tages wird er ohne Angabe von Gründen verhaftet, und Parvana ist gezwungen, als Junge verkleidet, den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen; da trifft sie auch ihre ehemalige Mitschülerin Shauzia wieder. Die beiden Mädchen erleben den Schreckensalltag in der Hauptstadt mit, sie arbeiten fleißig genug, sodass sie es zu eigenen Bauchläden bringen. Shauzia will Afghanistan so schnell wie möglich verlassen, Parvana sieht sich ein bisschen wie das heldenhafte Mädchen Malali, das einst die Afghanen gegen die Engländer anfeuerte. Eines Tages reisen die Mutter mit Unterstützung und die ältere Schwester Nooria in den Norden, weil sich Nooria dort verheiraten und fertig studieren kann. Da taucht plötzlich Parvanas Vater wieder auf; gleichzeitig hören sie, dass die Taliban in den Norden vordringen. Auch sie rüsten sich für die Reise...