Licht und Schatten
Autor DRVENKAR, Zoran
Verlag Beltz&Gelberg 2019
Fast hätte ich es nicht gelesen, obwohl ich durchaus ein Fan von Drvenkar bin (s. Archiv), aber fast 600 Seiten bei so einem banalen Titel wirkten abschreckend. Klar, dass ich eines Besseren belehrt wurde. Nun hoffe ich sehr, dass Drvenkar die Geschichte weiterführen wird.
Die Geschichte ist natürlich von zoroastrischem Ausmaß. Hier kämpfen Gut und Böse (s. Titel) gegeneinander, und die erhoffte Erlösung, das Licht, soll vom Mädchen Vida kommen. Vida lebt im Sibirien des Jahres 1704 in einem kleinen Dorf, ihr Vater Solomon ist der Dorfschmied, ihre drei Tanten leben zurückgezogen im Fels. Vidas Mutter Ymra ist bei der Geburt der Tochter gestorben, aber sie ist allgegenwärtig, denn sie war eine der 23 Schwestern, die vor Millionen Jahren als Licht auf diesen Planeten gekommen sind. Doch eine Schwester hat das Böse gebracht und lässt sich nun als Göttin feiern. Ihr Ziel: die Vernichtung Vidas. Dazu bedient sie sich einer Horde übler Kreaturen, allen voran des Wächters und der Kraljica, eines Wesens, das jeden anderen Körper übernehmen kann. Sie schwört, Vidas Seele zu holen, sobald diese zur Frau wird. Konkret heißt das: Als Vida 13 ist, ist Kraljica zur Stelle. Wenig ist eitel Wonne in diesem Buch, am ehesten noch das immer wieder unbeschwerte Kindsein Vidas, aber der Kampf zwischen Gut und Böse fordert natürlich seinen Tribut.
Drvenkar lässt sich Zeit mit der Entwicklung seiner einigermaßen komplexen Welt, Bären, Raben, Pferde sind wichtige Protagonisten, Vidas drei Tanten, die sie schützen so gut es geht, haben gewichtige Talente, Vida selbst ist lernbegierig und sympathisch. Wem das zu wenig ist – zahlreiche Verfolgungsjagden und Auseinandersetzungen sorgen für Tempo und Spannung, und Drvenkar kann, wie gesagt, nochmal gerne 2x600 Seiten nachschieben.
P.S. Mein Enkel (10), meine Tochter (40) und ich diskutieren darüber, wie es wohl weitergehen könnte – ein altersübergreifendes Phänomen, zuletzt bei „Twilight“ beobachtbar.
pp. 579 | 12/13 Jahre