Die Spiegelreisende. Im Sturm des Echos
Autor DABOS, Christelle
Verlag Insel 2020
Warum dies der Abschlussband sein soll, erschließt sich mir nicht ganz, denn dazu bleibt zu viel offen. Aber wenn Dabos das sagt, dann wird es wohl seine Richtigkeit mit dem unzufrieden stellenden Schluss haben.
Wieder also liegt uns ein Wälzer vor, wieder dauert es, bis Ophelia=Eulalia (s. Archiv) in Fahrt kommt (ich glaube, erst auf etwa Seite 250 wird sie zum ersten Mal zornig). Diesmal geht es um verwirrende Auseinandersetzungen auf Babel, Ophelia und Thorn arbeiten daran, das Geheimnis um die Schriftstellerin Eulalia Gort (fälschlich Gott genannt) und um den Anderen, der die Archen zerstören will, zu lüften. Die alte Mannschaft aus den ersten beiden Bänden spielt nur eine geringe Rolle, am ehesten noch Berenildes kleine Tochter Viktoria in seltsamen Zwischenphasen der Erzählung; ansonsten sind die Machtstrukturen von Babel im Mittelpunkt, aber auch dort gibt es kein ewiges Verbleiben.
Mehr an Inhalt wiederzugeben als zu sagen: Es ist eh kompliziert, ist wahrscheinlich ohne Spoilern gar nicht möglich. Tatsache ist, dass sich Dabos wieder verzweigt und verzweigt und verzweigt; im Gegensatz zu herkömmlicher Fantasy ist ihre Geschichte wie eine Krake, deren durchaus spannenden Fangarmen man gerne folgt, wo es aber schwierig ist, zum Kern zurückzukehren. Wo wir bei der klassischen Fantasy das Prinzip ‚There and back again‘ finden, da wird man bei Dabos ordentlich herumgewirbelt; das ist, wie gesagt, durchaus spannend in seinen Einzelteilen, aber das große Ganze bleibt irgendwie schwer greifbar. Den Fans wird’s egal sein, und die ersten Seminararbeiten kommen sicher auch bald. Und Dabos wird sich wohl nicht ganz aus der Archen-Welt verabschieden können, da wird der Verlag schon drauf schauen, weil ihre Bücher gutes Geld bringen.
Fazit des Quartetts: Multa – non multum!
pp. 611 | 12/13 Jahre