Die Insel der tausend Leuchttürme
Autor MOERS, Walter
Verlag Penguin Verlag 2023
Endlich! 2018 kündigte Moers in einer Fußnote an, dass ein neuer Zamonien-Roman erscheinen werde, aber der ließ dann doch auf sich warten.
Was 1999 mit „Die dreizehneinhalb Leben des Käpt’n Blaubär“ begann und zu einem massiven Zamonien-Kult (www.zanmonien.de) führte, findet nun im zehnten Band eine Fortsetzung.
Der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz, der gefeierte Dichter, unternimmt eine Reise auf die Insel Eydernorn (Anagramm natürlich); von dort schreibt er Briefe an den uns wohlbekannten Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer, die allerdings nicht abgeschickt werden können.
Hildegunst beschert uns eine Abenteuer- und Reiseerzählung von gewaltiger Fülle, auch wenn er in diesem Buch, wie immer von Walter Moers übersetzt und kommentiert, einiges an Detailreichtum ausgespart hat. Hildegunst marschiert (nach dem Genuss von Orkanbrot) oder taumelt (nach Meerwasserallergie) über die Insel; sein Hauptschwerpunkt bei allem: die Pharologie. Es gilt, 111 Leuchttürme, die von Sonderlingen bewohnt werden, zu besuchen. (Die 1000 sind eine Übertreibung.) Im Verlauf des Buches kommt er auch drauf, dass es einen wichtigen 112. Leuchtturm gibt. Immer wieder gerät Hildegunst in Lebensgefahr, so etwa in der Stadt ohne Türen. Zahlreiche seltsame Wesen bevölkern die Insel, vom mythischen Quaquappa bis zu den tödlichen Riesenspinnen. Hildegunst entwickelt ungeahnte Kräfte, sei es beim Kampf gegen diverse Kreaturen oder beim golfähnlichen Nationalsport „Kraakenfieken“. Als er dem Dichtpaten seines Dichtpaten, Gryphius von Odenhobler, in einem Leuchtturm begegnet, zeichnet sich ab, dass Hildegunst „der Auserwählte“ ist – wofür, sei hier nicht verraten.
Der Roman, wunderbar illustriert von Hildegunst/Moers, bietet eine solch unglaubliche Fülle an Details, dass es für manche eventuell leichter ist, die Briefe mit zeitlichem Abstand zu lesen. Hildegunst schildert uns nicht nur das gesamte Leben auf der Insel, er erfindet so nebenbei auch Teebeutel, Postkarte und Strandkorb, freundet sich mit fortpflanzungsfreudigen Hummdudeln an und lernt von Strandlöpern.
Dass er dabei gelegentlich an Grillparzer erinnert, dem alles zu teuer ist und der sich das Meiste anders vorgestellt hat, trägt zum weiteren Vergnügen bei.
Hoffen wir, dass wir noch viel über Zamonien lesen werden.
S. 635 (Fantasy; alle)