Der mechanische Prinz

An Steinhöfel werden seit seinem Roman "Die Mitte der Welt" hohe Erwartungen gerichtet – und es würde mich wundern, wenn er sie je wieder so leicht erfüllen kann. Dieses Buch, eine Mischung aus Fantasy und Pubertätsroman, wird es m. E. wieder nicht schaffen, d ...

An Steinhöfel werden seit seinem Roman "Die Mitte der Welt" hohe Erwartungen gerichtet – und es würde mich wundern, wenn er sie je wieder so leicht erfüllen kann. Dieses Buch, eine Mischung aus Fantasy und Pubertätsroman, wird es m. E. wieder nicht schaffen, die Begeisterung von einst zu erwecken.
Max, ein von den Eltern vernachlässigter, offensichtlich schüchterner Junge, bekommt eines Tages von einem einarmigen Bettler ein "goldnes Ticket" geschenkt. Mit diesem Ticket kommt er überall hin, vor allem aber kann er damit überall aussteigen. Etwas verwundert macht sich Max auf den Weg ins Berliner U-Bahn-System und muss bald erkennen, dass ihn das Ticket in so genannte Refugien führt, Welten, in denen Max sich seinen Schwächen (und Stärken) stellen kann, Welten, die zu seiner Selbsterkenntnis beitragen, was ihn letztendlich dazu befähigen soll, sein Herz zu retten, bevor es die Eisenvögel entführen. Herr all dieser Refugienwelten ist offensichtlich der mechanische Prinz, der gleichzeitig Hoffnung und Hilfe bietet, der aber auch hart bestraft, wenn man bei seiner Suche versagt. Nicht nur, dass das eigene Leben weitergeht wie bisher, Prinzen ist auch ein Pfand (siehe einarmiger Bettler) abzuliefern.
Mit der Unterstützung einiger anderer Menschen, die das Wunschziel Tanelorn erreicht haben, und mit Hilfe seines vermeintlichen Freundes Jan versucht Max verzweifelt, sein Herz zu retten.
Da er diese Geschichte einem Jugendbuch-Schriftsteller erzählt, dürfen wir schon von Anfang an annehmen, dass die Sache geklappt hat – obwohl sich Steinhöfel auch da eine kleine Wendung einfallen hat lassen. Dieser Wechsel der Welten ist ja ganz angenehm, denn als Fantasyroman ist "Der mechanische Prinz" zu einfallslos (Tanelorn und dgl. kennen wir ja schon längst aus Moorcocks Elric-Romanen, und wer kann schon grausiger sein als Ritter Kato aus "Mio, mein Mio"). Und als Sozialroman über ein Kind, das unter widrigen Umständen heranwächst, ist er durch allerlei Wunderdinge zu entschärft. Da wäre es besser gewesen, Steinhöfel wäre bei seinen "Geschichten aus der Mitte der Welt" (siehe "Defender") geblieben. So bleibt das Buch ein Mittelding, das es sich nur so im Vorbeigehen zu lesen lohnt.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/fantasy/detail/der-mechanische-prinz.html
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nein