Bis einer stirbt. Drogenszene Internet
Autor BEER, Isabell
Verlag Carlsen 2021
Wenn ich in einer Kochzeitschrift blättere, dann denke ich mir: Dies und das könntest du ausprobieren. Wenn ich dieses Buch lese, das einen extensiven Überblick über Drogen aller Art gibt, denke ich mir das auch. Ist das so? Ich weiß es nicht.
Es gilt immer, den schmalen Weg zwischen Verführung und Abschreckung zu gehen. Und es gilt immer: Nicht mit Verboten und Moralpredigten arbeiten, sondern mit viel Verständnis und viel Zeit. Eigentlich gilt ja: Wer glücklich ist, hat geringen (schädlichen) Drogenbedarf. Wer sehr neugierig ist, ist da schon eher gefährdet.
Neugier und Frust treiben auch die beiden Hauptcharaktere des Buches an. Stadtkind Leyla und Landkind Josh.
Die beiden lernen einander nie persönlich kennen, aber sie sind in Drogenforen und WhatsApp-Gruppen unterwegs. Dort gibt es Ratschläge, Erfahrungsberichte, Trauerbekundungen (immerhin ist der Großteil der Ketamin Cowboys, denen Josh angehört, schon tot). Besonders Josh, der im Darknet kauft, prahlt mit seinen Erfahrungen: Er will alles probieren, er hält alles aus. Die Wirklichkeit straft ihn letztendlich Lügen.
Das Schlimme ist: Die Eltern vernachlässigen ihre Kinder nicht, sind durchaus präsent, probieren sogar Drogen, aber sie erweisen sich als machtlos. Wer also großspurig behauptet, seine/ihre Kinder würden nie in Versuchung geraten, kann einem Riesenirrtum erliegen.
Beer hat ihr Buch journalistisch aufbereitet, abwechselnd verfolgen wir Leyla und Josh, zwischendurch lässt sie uns an einem enormen Drogencocktail teilhaben – und am Plädoyer für eine kontrollierte Abgabe, für Suchträume, für Aufklärung.
Viel Zeit ist seit den „Kindern von Bahnhof Zoo“ vergangen, offensichtlich ist es durchs Internet wesentlich leichter geworden, sich eine Vielfalt von Drogen zu besorgen und von den Trips zu schwärmen. DIE Lösung für den Umgang mit Drogen dürfte es aber nicht geben.
Fazit: Lesen Sie (auch) das Buch, vielleicht hilft es Ihnen, das Problem (und jede Sucht ist ein Problem) zu thematisieren.
S. 285 | 14+