Tintenblut

Funke, als deutsche Rowling gehandelt, lässt den Leserinnen und Lesern grad so viel Zeit, dass sie den neuen HP verschlingen und sich dann ihrem umfangreichen Buch widmen können.
Leider gilt für den zweiten Band vermehrt, was ich schon über den ersten geschrieben habe. "Tintenherz" ist ein etwa ...

Funke, als deutsche Rowling gehandelt, lässt den Leserinnen und Lesern grad so viel Zeit, dass sie den neuen HP verschlingen und sich dann ihrem umfangreichen Buch widmen können.

Leider gilt für den zweiten Band vermehrt, was ich schon über den ersten geschrieben habe. "Tintenherz" ist ein etwas umständlich geschriebener Abenteuerroman – meinte ich damals. Für "Tintenblut" gilt, dass sich das umständlich vergrößert, das Abenteuer jedoch verkleinert hat. Meggie kehrt diesmal heimlich in die Welt von "Tintenherz" zurück, vor allem um Staubfinger zu retten. Ihre Eltern folgen ihr alsbald, Mo mutiert – knapp nur dem Tode entronnen – zum schwertschwingenden Räuber, Farid ist der Retter in vielen Nöten, und Fenoglio muss sein Schreibtalent überstrapazieren. Zurück bleibt leider Elinor (unter Obhut des Fieslings Orpheus) – und damit bleiben leider auch die Bücher zurück, die den ersten Band so interessant (für mich) gemacht haben.

Zwischendurch (so um 400+) lebt die Geschichte einmal auf, aber insgesamt sind es 700 mühselige Seiten, durch die ich mich kämpfen musste. Kinder und Jugendliche sehen das offenbar anders, aber ich komme nochmals auf den Rowling-Vergleich zurück: Während Rowling ihre 300 Seiten Anlaufzeit braucht, dann aber furios wird, schleppt sich bei Funke alles ziemlich gleichmäßig dahin, so als wäre der gesamte Roman ein Anlauf. ich kann nur hoffen, dass Band zwei (immer schwierig) ein mächtiger Anlauf für einen gelungenen Abschluss ist. Länge allein macht noch kein fulminantes Werk – und man kann auch nicht sagen, dass besonders originelle und erstaunliche Ideen uns für den Leseaufwand entschädigen. Dass Fenoglio immer mehr zum bewussten Schöpfer wird, das kann eher zu einem strukturellen Problem als zu einer Königsidee werden. Außerdem ist Fantasy, die mit solchen Deus-ex-machina-Ideen arbeiten muss, in den seltensten Fällen wirklich lesenswert. Hoffen wir also, dass die Mühen der Ebene hinter uns liegen und im Abschlussband mehr von der Hochschaubahn spürbar wird.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.01.2006
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/tintenblut.html
Kostenpflichtig
nein