Wie erfreulich, dass Lelle so schnell zurück ist und direkt an ihre Erlebnisse in „Leute, ich fühle mich leicht“ (2008) anknüpft. Soeben aus der psychosomatischen Klinik entlassen, bahnt sich die nächste Krise an. Johannes hat sie nicht abgeholt. Mega-Rückschlag! Doch es kommt noch ärger, als Cotsch, ihre siebzehnjährige Schwester, bekannt gibt, dass sie den 30 Jahre älteren Tennislehrer Helmuth heiraten will. Und dann kommt es noch ärger, weil Lelle erfährt, dass am nächsten Tag ihr Freund Arthur aus Afrika zurückkommen – und bleiben wird. Was tun mit Johannes? Sie liebt doch beide, Arthur und Johannes.

Selten war das Dysfunktionale so unterhaltsam, und Lelles Selbstironie und Sprachwitz retten so manche Passagen, die bei anderen Autorinnen und Autoren zum Klischee verkommen. Gleichzeitig sorgt das Erzähltempo dafür, dass wir uns bestens unterhalten können, auch wenn, wie immer in solchen Romanen, viel an Tragischem zwischen den Zeilen lauert. Im Grunde ist das Problem, das Lelle, ihre Schwester und ihre Mutter mit sich herumschleppen, ein Problem, das sie mit vielen Frauen teilen: Sie fühlen sich verantwortlich, wollen niemanden kränken, sind um Harmonie bemüht. Selbst die männermordende Cotsch erklärt ihr Verhalten dadurch, dass sie nicht will, dass man sie für eine abweisende Zicke hält. Meine vierte Klasse stürzt sich vermutlich nicht deswegen auf die Lelle-Bände, sondern weil sie schlicht und einfach flotte und unterhaltsame Lektüre sind. Den Subtext können bei Bedarf die Deutschlehrer/innen herauspicken.