Hitze

Autor JESTIN, Victor

Verlag Kein&Aber 2020

Wer da nicht angeblich Pate gestanden ist: Salinger, Houllebecq, Camus. Und auch Beigbeder lobt den Erstling Jestins (*1994). Sicher ist, dass der schmale Roman viel von der lakonischen Schreibweise Camus‘ hat. Sicher ist auch, dass er den Zustand der Inaktivität sehr gut beschreibt.

Der 17-jährige Léonard verbringt seinen Sommerurlaub mit seinen Eltern und seinen Geschwistern am Meer. Unter den Jugendlichen herrscht Partypartyparty, aber Léonard zeigt sich nur mäßig interessiert, und auch die Sex-Schilderungen seines dicklichen ‚Freundes‘ Louis beeindrucken ihn nur wenig.

Eines Nachts sieht er, wie sich Oscar, ein Feriengast in seinem Alter, an einem Spielplatz erdrosselt. Léonard sieht teilnahmslos zu, erst im Nachhinein agiert er: Er verscharrt Oscar.

Zwischen Schuldgefühlen und Teilnahmslosigkeit schwankend, lässt er sich von Luce verführen, die vorher auch schon mit Oscar angebandelt hatte. Aber auch da schätzt er die Intensität der Beziehung falsch ein.

Léonard ist ein gelungener Antiheld, und wenn man sein Desinteresse und seine Antriebslosigkeit zum Maßstab nimmt, so spiegelt er ganz gewiss einen gewissen Prozentsatz von Jugendlichen wider. Dass Léonard seine Egozentrik-Tour dann unvermittelt beendet, mag zu den Schwachstellen des Buches gehören, aber insgesamt bietet Jestin ein interessantes Psychogramm.

pp. 157 | 15/16 Jahre

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.03.2022
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/hitze.html
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nein