Heul doch nicht, du lebst ja noch

Autor BOIE, Kirsten

Verlag Oetinger 2022

Nach „Dunkelnacht“ (s. Archiv) greift Boie diesmal das Thema der unmittelbaren Nachkriegszeit auf. Im Hamburg des Jahres 1945 (im Juni) lässt sie drei Jugendliche zu Wort kommen.

Da ist Jakob, der sich versteckt hält, weil er noch gar nicht mitbekommen hat, dass der Krieg zu Ende ist. Sein Arier-Vater ist tot, seine jüdische Mutter nach Theresienstadt abtransportiert worden.

Traute ist die Tochter eines Bäckers, bei ihnen sind Flüchtlinge einquartiert. Und Hermann, „deutscher Junge“ und voller Groll gegen die Tommys, muss sich um seinen Vater kümmern, dem beide Beine weggeschossen wurden.

Was die Jugendlichen gemeinsam haben: Sie hungern, sehen sich einer ungewissen Zukunft gegenüber, bewegen sich in den Trümmern Hamburgs, begegnen einander flüchtig.

Boie schafft damit unterschiedliche Blickwinkel; am alltäglichsten ist noch der Trautes, aber Jakob und Hermann sind viel direkter vom Krieg und seinen Folgen betroffen. Anhand ihrer Schicksale werden auch Fragen wie etwa „Denazifizierung“ und „Rassenschande“ abgehandelt. Boie schreibt mit sicherer, eher nüchterner Hand und erzeugt, wie in „Dunkelnacht“, Beklemmung genug, sodass auch hier der Einsatz als begleitete Klassenlektüre angeraten ist.

S. 192 | 13/14 Jahre

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.04.2022
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/heul-doch-nicht-du-lebst-ja-noch.html
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