Frankie
Autor KÖHLMEIER, Michael
Verlag Hanser 2023
Köhlmeier hat es nicht leicht. Kaum kommt ein neues Buch von ihm, so muss er hohe Erwartungshaltungen erfüllen. Oft genug bleibt nach der Lektüre bei vielen der Eindruck: Jo eh.
„Abendland“ ist ja meines Erachtens sein bestes Buch; beim vergleichbaren Wälzer „Matou“ traf ihn schon der Vorwurf der Geschwätzigkeit. Nun legt er mit „Frankie“ ein wesentlich dünneres Buch vor, das nicht explizit als Jugendroman gedacht ist; dennoch lässt sich vorhersagen, dass, sobald es einmal als Taschenbuch erschienen ist, so wie „Sunrise“ zur Klassenlektüre avancieren wird.
Wie das? Weil der Konflikt zwischen dem mehr als siebzigjährigen Großvater, der nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, dem 14jährigen Frankie und der ihm fast symbiotisch verbundenen Mutter viel Diskussionsstoff für die Klasse hergibt.
Frankie erfährt nicht, warum der Großvater im Gefängnis war, er ist von ihm einerseits abgestoßen, andererseits fasziniert. Der unberechenbare alte Mann, der sich wie der knorrige Westernheld geriert, bringt Frankies geordnete Welt gehörig durcheinander. Bislang als braver Bub aufgefallen, der bisweilen für die Mutter kocht, nimmt er nun an Grenzüberschreitungen teil, mit der gehörigen Angstlust versteht sich. Die Mutter versucht, ihn abzusichern, wird dabei aber immer blasser.
Wir verfolgen also Frankie und den Großvater bei den kleinen, zum Teil illegalen Abenteuern, wobei der Großvater vorwiegend unwirsch ist – was auch zur Faszination beiträgt. Frankie wird damit ziemlich rasch aus dem abgegrenzten Leben gerissen, das Buch steuert somit auf einen offenen Ausgang zu.
Das alles liest sich rasch und angenehm, weil Köhlmeier natürlich ein guter Erzähler ist. Dennoch: Das „Jo eh“ lässt sich nicht ganz abschütteln.
P. S. Und das Rainergymnasium, das Frankie besucht, liegt natürlich im 5. und nicht im 4. Bezirk.