Hier sind die Freunde Nits (eigentlich Nityananda), der „hibbelig“ ist und gerne reimt, und Mischa, der immer ein blütenweißes Hemd trägt und so ziemlich alles weiß, besonders aber über Tiere.

Und da erhält die Freundschaft eines Tages einen Stoß. Nits kommt drauf, dass Mischa ihn (und nicht nur ihn) belügt. Zum ersten Mal besucht er Mischa und seine kleine Schwester Amy zu Hause und muss feststellen, dass die beiden Kinder und ihr alleinerziehender, unsteter Vater in bitterer Armut leben. Nits kann vorderhand weder mit dieser Tatsache noch mit dem Lügen des Freundes gut umgehen. Aber wie das bei guten Freundschaften so ist: Man söhnt sich wieder aus, zumal allerlei Bedrohungen (dunkle Geschäfte von Mischas Vater; die Fürsorge) im Raum stehen.

Armut, Lüge, Scham – Höfler behandelt diese Themen unaufgeregt, erzeugt dabei noch mehr Nachdringlichkeit als hätte sie Sozialkitsch verfasst. Wir staunen mit Nits, warum wir Dinge einfach nicht wahrhaben wollen, warum in einem wohlhabenden Land Ungerechtigkeiten so wenig Beachtung finden, trotz Sozialapparat. Das alles ist so gekonnt und nachvollziehbar erzählt, dass das Buch großes Lob verdient.

S. 232 | 11/12 Jahre