Ey hör mal
Autor SHARIF, Gulraiz
Verlag Arctis 2022
Das Buch, 2020 in Norwegen erschienen, war nicht nur dort ein Riesenerfolg, sondern wurde auch in Deutschland mit dem LUCHS-Preis ausgezeichnet; es erzählt vom Leben zwischen den Kulturen, und es tut dies auf sehr unterhaltsame Weise im Kanak-Ghetto-Sound (Ischwör, Brudi).
Mahmoud (15) lebt mit den Eltern und seinem Bruder Ali (10) in Ost-Oslo, im Plattenbau. Er weiß, dass es noch ein langer Weg sein wird, um zum „norwegischen Norweger“ zu werden, aber im Gegensatz zu seinen pakistanischen Eltern (Vater Taxifahrer, Mutter Reinigungskraft) kennt er sich aus in der Gesellschaft der unverdrossen positiven Olavs und Prebens. Obwohl Mahmouds Eltern hart arbeiten (das betont besonders der Vater gerne), geht sich wenig Wohlstand aus; dennoch wird Onkel Ji, der aus Pakistan auf Besuch kommt, fürstlich bewirtet und umsorgt. Der staunt nicht schlecht, was alles so möglich ist in einer westlichen Gesellschaft. Wenn er könnte, würde er sogar vollintegrierter Norweger werden.
Onkel Ji kommt gerade zu einer bedeutsamen familiären Umbruchszeit. Ali gesteht nämlich, dass er sich im falschen Körper weiß und er ein Mädchen sein möchte. Zuerst erfährt das sein Bruder, der natürlich weiß, was da für Probleme auf sie alle zukommen; dann wird die Mutter eingeweiht, schließlich der wenig verständnisvolle Vater.
Wie die Familie (inklusive Onkel Ji) mit all dem zurechtkommt, macht einen wesentlichen Teil des Buches aus. Sharif schildert den Umbruch mit sehr viel Witz, hält das sprachliche Experiment gekonnt durch und beschert uns somit einen Jugendroman, der tatsächlich frischen Wind in die Szene bringt. Unbedingt lesen!
S. 206 (Heranwachsen, Identität; 13/14)