Harte Schale, Weichtierkern

Autor TRAVNICEK, Cornelia

Verlag Beltz&Gelberg 2022

Travnicek hat bereits mit ihrem Erstling bewiesen, dass sie ein Ohr für jugendlichen Erzählduktus hat, und mit diesem Buch präsentiert sie den Text passend zu den Bildern von Michael Szyszka.

Diese Bilder machen das Tagebuch, das Fabienne (16), genannt Fabi, im Auftrag des Psychiaters, den sie selbst aufgesucht hat, führt, erst so richtig authentisch. Bilder, Handschrift, leere Seiten, Deutsch und Englisch wechseln einander ab und ergeben ein gelungenes Gesamtbild.

Diagnostiziert wurde Fabi mit Asperger (den sie wegen seiner Nazi-Affinität nicht mag), aber sie trägt die Diagnose nicht nach außen, sondern eben in ihr Tagebuch. Für ihre Familie ist sie komisch, sie selbst muss auch feststellen: Nähe, Blickkontakt, auch Freundschaften erfüllen sie mit Skepsis. Aber sie will nicht auf Teufel-komm-raus eine Normalbürgerin werden. Sie will nicht (hinter ihrem Rücken) als Fall abgetan werden. Sie nimmt in Kauf, dass negativ über sie geredet wird, aber sie versucht behutsam und ein bisschen hartnäckig in die Welt der sogenannten Problemfreien vorzudringen.

All das stellt Travnicek in aller gebotenen Ambivalenz dar und liefert damit ein lesenswertes Porträt eines Mädchens, das sich ernsthaft zu behaupten sucht. Empfehlenswert!

pp. 124 | 13/14 Jahre

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.05.2022
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/-a8e1325390.html
Kostenpflichtig
nein