tschick
Zuerst einmal: Danke, Klaus Nüchtern, für den frühen Tipp. Bevor noch die RezensentInnen über das Buch hergefallen sind, wurde mir das Buch empfohlen, weil es u. U. auch für die Schule brauchbar sei.
Und wie es das ist! Es gibt Romane, die von fast allen Altersstufen mit Gewinn und Vergnügen ge ...
Zuerst einmal: Danke, Klaus Nüchtern, für den frühen Tipp. Bevor noch die RezensentInnen über das Buch hergefallen sind, wurde mir das Buch empfohlen, weil es u. U. auch für die Schule brauchbar sei.
Und wie es das ist! Es gibt Romane, die von fast allen Altersstufen mit Gewinn und Vergnügen gelesen werden können, und Herrndorfs „tschick“ ist einer davon. Wer jetzt fürchtet, es handle sich um tschickende (etc) Jugendliche, der irrt, denn wie sollte ein Hamburger sich dem österreichischen Idiom gewogen zeigen?
Tschick ist nämlich Andrej Tschichatschow, aus Russland in eine deutsche Plattensiedlung umgezogen und seltsamer als die meisten.
Ihm zur Seite steht Maik Klingenberg, Außerseiter auf seine Weise. Bei Tatjanas Party ist er nicht eingeladen, die Mutter ist auf Entzug, der Vater mit der Freundin auf „Geschäftsreise“. Schon zeichnet sich ein langer und langweiliger Sommer am Pool ab, da taucht Tschick mit einem gestohlenen Lada Niva auf. Damit beginnt ein absolut verrücktes Roadmovie mit allem, was dazugehört: das rätselhafte Mädchen, die Begegnungen mit (Normal)Verrückten, mit der Polizei, mit – ja: mit Aufregung, der positiven wie der negativen Art.
Das ist Tom Sawyer und Huck Finn, das ist das Freundespaar aus unzähligen Jugendbüchern (beide sind etwa 14), das ist aber vor allem eine Übung im Zeitgemäß-Unerwarteten. Und das alles in einer coolen Sprache, die ganz unverkrampft daherkommt!
Herrndorf, im Übrigen schwer erkrankt, schreibt mit so viel Witz und Leichtigkeit, dass es eine Freude ist. Der Lohn wird nicht ausbleiben: Ich prophezeie dem Buch, sobald es im Taschenbuchformat erschienen ist, unzählige Deutschstunden in den fünften Klassen, in denen sich die Jugendlichen (hoffentlich auf angenehme Weise) damit auseinandersetzen werden müssen. Und wahrscheinlich auch eine Verfilmung. Und allmählichen Bestseller-Status. Das ist ja schon mal etwas. Unbedingt lesen!
Rowohlt 2010; S. 254