Rattenfänger
Lori ist 14 und traut sich wenig zu. Sie wohnt mit ihrer paranoiden Mutter zusammen und knüpft ungern Kontakte. Loris Klavierlehrerin, die im selben Haus wohnt, ist für ein Jahr nach Australien gezogen, und Mark, ein gut aussehender Student, lebt nun in ihrer Wohnung. Mark zeigt sich einfühlsam ...
Lori ist 14 und traut sich wenig zu. Sie wohnt mit ihrer paranoiden Mutter zusammen und knüpft ungern Kontakte. Loris Klavierlehrerin, die im selben Haus wohnt, ist für ein Jahr nach Australien gezogen, und Mark, ein gut aussehender Student, lebt nun in ihrer Wohnung. Mark zeigt sich einfühlsam und freundlich – will aber bald mehr als nur Loris mitfühlender Freund sein. Lori ist auch entsprechend verwirrt und spürt, dass sie für eine echte Beziehung noch nicht 'reif' ist. Mark lässt nicht locker, und Lori lässt ihn einige Zeit teilnahmslos schalten und walten. Gleichzeitig aber gibt ihr die Musicalgruppe in der Schule, der sie sich nach langem Hin und Her angeschlossen hat, neuen Halt, vor allem ihre neue Freundin Marie-Christine. Mit ihrer Hilfe fällt es ihr letztendlich auch leichter, zu Mark ein klares "Nein" zu sagen.
Was die niederländische Autorin Stoffels macht, ist das, was man so gerne "behutsam und leise eine Geschichte erzählen" nennt. Nichts erhält besondere Dramatik, weder die Krankheit der Mutter noch der Missbrauch noch die Verwirrung Loris. Die Welt in diesem Buch ist nichts Schwarz-weiß, Identität wird nicht sofort erworben, Mark ist nicht der Schurke und Lori nicht das völlig willenlose Opfer. Genau diese differenzierte Sicht und die Mischung aus sich Treiben-Lassen und Standpunkt beziehen und die sorgfältig gewählte Sprache machen das Buch lesenswert.