Marienbilder
Autor BACH, Tamara
Verlag Carlsen 2014
Mareike, die Protagonistin des Buches, sagt: „Meine Geschichte ist ein mühseliges Zusammenflicken von Hörensagen und schiefen Chronologien, und nichts dran, was hieb- und stichfest ist, nur Indizien, eventuell, aber das reicht nicht für ein Urteil.“
Und schon wissen wir, warum das Buch einzigartig und spannend ist. Mareike steht kurz vor dem Abitur (oder auch nicht), sie ist schwanger (oder auch nicht), ihre Mutter ist – ohne Ankündigung – verschwunden, offensichtlich, weil sie Zeit für sich braucht.
Das ist auch schon die eigentliche Handlung, aber Mareike denkt sich vier Handlungen aus, als sie beschließt, den Zug zu nehmen und ihre Schwester zu besuchen. In jeder dieser Handlungen verläuft das Leben anders – verbunden durch ein schlichtes „oder“. Oder aber es gibt auch die Möglichkeit, dass Mareikes Mutter abgetrieben hat und Mareike nur eine Kunstfigur ist, die um ihr Leben erzählt.
Wie sie erzählt, ist jedenfalls großartig: sparsam, in Vignetten fast, mit einem Hauch von Fatalismus und Gleichgültigkeit, der Jugendliche so oft umweht.
Es ist ein Buch der Frauen – Mareike, Magda, Marianne; sie erscheinen da und sie erscheinen dort und füllen den Titel mit mehrfachem Sinn. Die paar Männer bleiben allemal blass.
Bach ist bereits durch einige originelle Jugendbücher (s. Archiv) aufgefallen, und auch „Marienbilder“ ist ein straffer und gleichzeitig komplexer Text. Ein Buch für versierte Leserinnen und Leser!
S. 134
13/14