Alexandra führt kein glückliches Leben – das Verlassen-Werden durchzieht Kindheit und Jugend und sie ist mit ihren 17 Jahren eine starke Persönlichkeit, die es gewohnt war, andere von sich abhängig zu machen, damit ihr kein 'Liebes'entzug drohen kann. Nun aber scheint in ihren Augen alles gut zu werden: Sie hat sich in Arved verliebt, und obwohl dieser eine feste Freundin (Saskia) hat, ist sie davon überzeugt, dass Arved sie wieder liebt. Sie macht ihm (kleine) Geschenke, schreibt ihm Briefe, ruft immer wieder bei ihm an; ein dummer Zufall verstärkt ihre obsessive Zuneigung und von da an hat Arved keine Ruhe mehr. Sie lauert ihm beim Marathon-Training auf, beginnt mit Telefonterror, schreibt Briefe an Saskia. Niemand will zuerst wahrhaben, dass Arved mit Alexandra nicht fertig wird – und als man beginnt sein Problem erst zu nehmen, ist es zu spät. Die vielen Nadelstiche, die Alexandra Saskia versetzt, zeigen Wirkung, Arveds klare Worte kommen doch zu spät, die Familie droht und ist trotzdem ratlos.

Fehr zeigt auf äußerst spannende Weise, wie schwer es ist sich gegen Stalking (vor allem gegen jeden elektronischen Terror) zu wehren, wie leicht es ist, Zwietracht zu säen. Zusätzliche Neugierde wird natürlich durch den Untertitel ("Geschichte einer Stalkerin") geweckt, denn normalerweise begreifen wir ja die bedrohliche Obsession als ein männliches Phänomen. Interessante Lektüre!