Es war einmal Indianerland
Deutscher Jugendliteraturpreis – und keine Frage: Das ist ein kluges Buch, mit allen möglichen Referenzen an unser Indianerunterbewusstsein, in dem, so wie bei mir, Karl May fröhlich dahinschlummert.
Gleichzeitig ist es ein Kabinettsstück im nicht-linearen Erzählen, eine Herausforderung an die Leser (auch Leserinnen?), ein schräges und unübliches Buch. Aber wie das so ist bei den Deutschen – wenn schon experimentierfreudig, dann gründlich experimentierfreudig!
Mich hat das Buch irgendwie kalt gelassen und ich hab mir gedacht: Kann er nicht einfach seine Geschichte so erzählen, dass sie schräg und skurril und bewegend und mitreißend bleibt, ohne dass ich zwischen Indianerland zum Experimentierland hin- und herpendeln muss.
Denn die Geschichte selbst ist ja nicht unbedingt ganz neu. Ein 17jähriger Ich-Erzähler, Boxer und irgendwie auf Selbstfindung, mit Kumpels Mauser und Kondor und zwischen zwei Mädchen, der reich-schönen Jackie und der cool-kühnen Edda, die etwas älter ist.
Heranwachsen in der Hochhaussiedlung ist schon schwierig genug; da lenken ein geplantes Konzert und ein Flashmob unter dem schönen Motto „Wir feiern nicht, wir eskalieren“ nicht genug ab. Mehr Herausforderung ist die Tatsache, dass Mausers Vater Zöllner gerade seine zweite Frau umgebracht hat und auf der Flucht ist; und der Ich-Erzähler wird in das Geschehen mitverwickelt.
Stoff genug für eine spannende Geschichte – aber da sie preiswürdig erzählt werden muss, werden nicht alle Tritt finden; manchen wird es vielleicht gehen wie mir – sie werden nach einem Drittel des Buches sagen: Ja? Und? Was ist denn jetzt los? Wo sind wir und warum?
Ausprobieren!
Rowohlt 2011; S. 346