Der Vogelschorsch
Autor WIRLINGER, Hannes
Verlag Jacoby&Stuart 2019
Ich-Erzählerin Lena (14) wohnt in einem idyllischen Dorf in der Nähe von Linz.
Dort ist sie wechselnd mit dem Mühltaler Max und dem Lederer Lukas intensiv befreundet, genießt den Alltag, ärgert sich über die Feichtinger Simone, entflieht den streitenden Eltern, kurzum, sie führt ein ziemlich normales Leben.
Da taucht eines Tages Georg (17), genannt der Vogelschorsch, als Nachbar auf. Der ist ein junger Mann mit „speziellen Bedürfnissen“, geht in eine eigene Schule, ist wenig kommunikativ, liebt aber die Vögel, denen er auch Namen gibt. Als eines Tages seine Mutter verschwindet, glaubt er sie in einem Vogel wiederzuerkennen; das gilt auch für den gewalttätigen Vater, der ebenso verstirbt wie die für Georg so wichtige Großmutter. Er landet in einer betreuten Institution, hält aber lange Kontakt zu Lena, die sich von ihm gleichermaßen genervt wie fasziniert fühlt.
Die Geschichte des Vogelschorsch ist von Einsamkeit gezeichnet und kann nur tragisch sein; Lenas Welt bietet ein Gegenstück; Wirlinger erzählt hier die Geschichte einer seltsamen Freundschaft; das macht er auch recht gekonnt, bis auf die Passagen, wo das Poetische mit ihm durchgeht. Ansonsten war mein Eindruck: ein durchaus herausfordernder Jugendroman; umso erstaunter war ich, als auch mein zehnjähriger Enkel das Buch an nur einem Tag las. Das spricht wohl deutlicher für den Roman als meine Worte.
P.S. Ein Extra-Lob für die Illustrationen von Ulrike Möltgen.
pp. 301 | 12/13 Jahre