Dies ist bereits Band 2 der "schaurigen Geschichte von Violet, Sunny und Klaus", und alle Leser/-innen können sich freuen, denn im amerikanischen Original sind wir schon bei Band 5 der "Series of Unfortunate Events."

Die Baudelaire-Kinder haben ihr Heim und ihre Eltern verloren und müssen nun von Vormund zu Vormund wandern; der erste ist auch der schlimmste, denn es ist Graf Olaf, der an das substantielle Vermögen der Geschwister herankommen will. Im ersten Band versucht er gar, die 14-jährige Violet, eine geniale Erfinderin, zu heiraten, aber der belesene Klaus (12) und auch Baby Sunny können ihn daran hindern. Im zweiten Band scheinen die Kinder beim Schlangenexperten Dr. Montgomery endlich etwas Ruhe zu finden, doch wieder taucht Graf Olaf (in einer neuen teuflischen Maske) auf, um den Kindern das Leben zur Hölle zu machen. Snickets Rezept ist einfach, aber wirkungsvoll. Es gibt kein glückliches Ende, das Böse siegt öfter als das Gute, zumindest verfolgt es das Gute unentwegt. Der Erzähler betont dies auch immer wieder, und schon im Klappentext ist zu lesen: "... solltest du dieses Buch in der Hoffnung auf eine schlichte, heitere Erzählung ausgewählt haben, so fürchte ich, dass es von vornherein die falsche Wahl war." Ein mächtiger Erzähler mengt sich auch immer wieder drohend ein, lässt aber gleichzeitig die drei sympathischen Kinder äußerst altklug sprechen und kommentieren (selbst die Laute von Sunny werden in längere Kommentare übersetzt). Snicket spielt gekonnt mit Erwartungshaltungen von (jugendlichen) Leserinnen und Lesern, erzählt unterhaltsam und ansprechend und hat mit der Masche von konsequenter Tragik eine lesenswerte Serie geschaffen. Zwar ist die deutschsprachige Ausgabe bei weitem nicht so hübsch wie das Original, auch vom Witz geht einiges durch die Übersetzung verloren, aber meine dritte Klasse reicht die beiden Bände mit großer Begeisterung weiter. Was will ich also mehr?