Bibbi Bokkens magische Bibliothek
Klar, da bin ich um fast ein Jahrzehnt zu spät dran, aber aus gegebenem Anlass weise ich doch auf diese Buch hin, das sozusagen die Jugendvariante der ‚bibliomystery‘-Gattung ist.
Berit und Nils, Cousin und Cousine, arbeiten an einem Briefbuch, da sie nicht in derselben Stadt leben (und Norwege ...
Klar, da bin ich um fast ein Jahrzehnt zu spät dran, aber aus gegebenem Anlass weise ich doch auf diese Buch hin, das sozusagen die Jugendvariante der ‚bibliomystery‘-Gattung ist.
Berit und Nils, Cousin und Cousine, arbeiten an einem Briefbuch, da sie nicht in derselben Stadt leben (und Norwegen offensichtlich unwirtlich weite Entfernungen kennt.)
Thema ist die seltsame Bibbi Bokken, ein Bibliographin (eine was?), die laufend Bücher erhält und doch keines besitzt. Oder ist sie gar einen, die für Bücher mordet? Abgesehen davon gibt es ein Buch, das erst erscheinen wird (wie sich das auflöst, ist für Profileser/innen klar) – und doch jede Menge Schauplatzwechsel.
Das ist also Krimi (mit einem richtigen Schurken) und hat einen Schuss Sachbuch (da wird einiges erklärt aus der Welt der Bücher), das hat interessante Wendungen und einen fast verblüffenden Schluss. Alles in allem ist also der Roman der beiden (s. auch Archiv für Einzeltitel) ein richtiges prodesse&delectare-Buch.
Und trotzdem kann ich nicht ganz in die vielen Jubelchöre einstimmen, wenn ich meine derzeitigen jugendlichen Leser/innen vor Augen habe, die schon bei dezidierter Spannungsliteratur (zB Kevin Brooks) finden, dass ihnen ein bisschen fad war. Gaarder/Hagerup haben ein erfreuliches Buch geschrieben, gewiss, aber für die Klassenmasse ist es doch ein wenig kopflastig, wenn nicht gar oberg‘scheit. Geben wir es also lieber den Kindern, von denen wir glauben, dass aus ihnen Bücherwürmer werden könnten, und nicht der Großgruppe. Dann haben alle was davon.
Hanser 2003; S. 237