Tokyo

Vor allem mit "The Birdman" hat Hayder neue Maßstäbe im Bereich des Grauslichen gesetzt, weil – so ihre Worte – Frauen sich das Entsetzliche eben besser vorstellen können als Männer.
Ihr letzter Roman geht weg vom Serienmörder-Dasein und setzt auf politisch legitimierten Mord einerseits, macht ...

Vor allem mit "The Birdman" hat Hayder neue Maßstäbe im Bereich des Grauslichen gesetzt, weil – so ihre Worte – Frauen sich das Entsetzliche eben besser vorstellen können als Männer.

Ihr letzter Roman geht weg vom Serienmörder-Dasein und setzt auf politisch legitimierten Mord einerseits, machtpolitische Ungeheuerlichkeiten andererseits. Éin Erzählstrang setzt sich mit dem Massaker, das die Japaner 1937 in Nanking beginnen, auseinander (und macht uns stärker als jede Geschichtsstunde mit Gräueltaten vertraut, die Horrorromane obsolet machen). Der andere Erzählstrang handelt von einer jungen Frau (Grey genannt), die ihre eigene düstere Vergangenheit hat und nach Tokio kommt, weil sie einem Film aus den Nanking-Tagen nachspürt. Ihr Weg führt sie zu Professor Shi Chongming, der sich jedoch weigert mit ihr zu reden. Erst als sie eine Stelle als Hostess in einem Nachtklub annimmt und dort den Yakuza-Boss Fuyuki kennen lernt, der ewig zu leben scheint, interessiert sich Chongming wieder für sie. Subtil und gekonnt führt Hayder nun die beiden Erzählstränge zueinander, wobei man nicht nur durch die doppelte Erzählung verwöhnt wird, sondern auch durch die Figur der Grey, die eine eigene Faszination ausstrahlt.

Hayder hat ihr Thema nicht nur gründlich recherchiert, sondern sie ist auch eine äußerst kompetente und treffsichere Erzählerin, die es schafft, einen eigenartigen Schwebezustand – sowohl für Nanking als auch für Tokio – herzustellen. Anzuraten!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.02.2006
Link
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