The Wishing Game

Den Tipp verdanke ich einer Kollegin – und ich bin froh, das Buch gelesen zu haben, nicht nur, weil es tatsächlich ziemlich spannend ist, auch wenn es am Schluss zu sehr ins Mystische abgleitet, sondern auch, weil ich mich in manchem wiederfinden kann, geht es doch auch um die subtilen Herrschaf ...

Den Tipp verdanke ich einer Kollegin – und ich bin froh, das Buch gelesen zu haben, nicht nur, weil es tatsächlich ziemlich spannend ist, auch wenn es am Schluss zu sehr ins Mystische abgleitet, sondern auch, weil ich mich in manchem wiederfinden kann, geht es doch auch um die subtilen Herrschaftsstrukturen in einem Internat in Norfolk; ich war selbst acht Jahre lang Internatsschüler und kann Ihnen versichern: Das Buch ist mit kundiger Hand geschrieben, auch wenn der Schauplatz ein Internat in Norfolk in den 50er Jahren ist.

Der 14-jährige Jonathan Palmer ist nicht eben aus Internatsschülerholz geschnitzt; zu oft ist er das Opfer, zu oft muss er in der Hierarchie den Verliererplatz einnehmen, sei es nun beim Gequältwerden durch Lehrer oder beim bullying durch Mitschüler. Gerne wäre er wie Richard Rokeby, brillant, weder durch seine Lehrer noch seine Mitschüler zu erschüttern, ein byronischer Außenseiter, der uns anfänglich als schwierig, aber faszinierend präsentiert wird. Jonathan freundet sich tatsächlich mit ihm an, erfährt einiges von seiner schrecklichen Kindheit, nicht genug, um von ihm zu lassen. Allmählich merken wir, dass Richard ein Psychopath ist, dass er vielleicht sogar "Das Böse" schlechthin ist. Alte Freundschaften zerbrechen, Rachefeldzüge werden gestartet, Jonathan wird immer mehr in ein tödliches Spiel verwickelt.

Redmond erzählt seine Geschichte als Rückblick, und die ersten zwei Drittel sind ihm außerordentlich gut gelungen; leider gewinnt dann – wie schon erwähnt – das Mystische Oberhand, Richard wird als Charakter immer unglaubwürdiger – und auch die anderen Mitspieler/-innen in diesem Drama fallen (moralisch) und fallen ab (als Charaktere eines Romans). Zu viel wollte Redmond offensichtlich in sein Buch hineinpacken: Machtkämpfe im Internat, Familientragödien, Ehezwistigkeiten, Homosexualität, Numinoses. Wo das Buch bei Rivalitäten und homoerotischen Beziehungen noch glaubwürdig wirkt, da ist es dann, wenn alle sprichwörtlichen Leichen aus dem Keller geholt werden, schlicht und einfach over the top. Dennoch ist es insgesamt ein spannend zu lesendes Buch; vergeben Sie Redmond daher den Schlussteil und genießen Sie den Rest.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/thriller/detail/the-wishing-game.html
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