Leo Demidov (“Child 44”, s. Archiv) ist zurück. Wer die Vorgeschichte kennt: Leo ist nicht mehr beim MGB, er und seine Frau haben zwei Mädchen adoptiert, die ihre Eltern durch Leos Mitschuld verloren haben.

Wir schreiben das Jahr 1956, aber die Ereignisse beginnen früher; wir lernen den jungen Leo kennen und erfahren von seinem Verrat im Dienste des Staates.

Nun aber tauchen die alten Gespenster wieder auf. Chruschtschow hat eine Rede veröffentlich, die Stalin und seine Ära kritisiert – der vermeintliche Aufbruch beginnt, und zahlreiche Menschen sinnen auf Rache, darunter auch Fraera (nun die Chefin einer wilden Untergrund-Verbrecherorganisation). Zu ihr fühlt sich Zoya, das ältere der beiden Mädchen in Leos Familie, hingezogen. Will Leo seine Tochter wiederhaben, muss er Fraeras Mann, der in einem sibirischen Gulag am Kolyma interniert ist, befreien. Leo lässt sich in diese Hölle einschleusen – und ab dann rattert die Grottenbahn in hohem Tempo dahin.

Smith hat schon in seinem Erstling bewiesen, dass er alle Register ziehen kann, aber wie er uns hier – im fetzigen Finale – den Ungarnaufstand erklärt, ist dann schon schwer zu verkraften und lässt sämtliche Verschwörungstheorien müde aussehen.

Dennoch: Das ist ein Grottenbahnbuch der Sonderklasse – mit wilden Steigungen und noch wilderen Tiefen, mit sehr dunklen Ecken und sehr plötzlichen Überraschungen. Smith fetzt – aber wir müssen schon verdammt viel ‘willing suspension of disbelief’ mitbringen. Das würde ja nicht einmal ein Bruce Willis aushalten, was da so alles passiert. Aber gleichzeitig lässt sich das ungenierte Fabulieren schon auch genießen. Wir dürfen damit rechnen, Leo wiederzusehen.