Da war die Vorfreude deutlich größer als die Freude, denn immerhin hatte die New York Times befunden: „sparkling with erudition“ (eben!) und Altmeister Iain Pears („An Instance of the Fingerpost“, s. Archiv) war ebenfalls ganz angetan.

Angetan vom Boston des Jahres 1865, in dem Überliterat Longfellow mit einigen anderen, nunmehr eher nur mehr an Literatur Interessierten vertrauten, Größen (Lowell, Holmes…) an der ersten amerikanischen Dante-Übertragung arbeitet (jetzt mit diesem Buch auch gleich wohlfeil bei Amazon erhältlich). Das ist an sich literaturhistorisch schon eine ganz spannende Sache, wenn sie in einem kleinen Festschriftbeitrag auf 40 Seiten abgehandelt wird.

Pearl, junger Dante-Spezialist, hat dieses Ereignis aber dafür genutzt, einen Kriminalfall zu gestalten. Es passieren ein paar Morde – und die haben natürlich als Script die „Göttliche Komödie.“ Ein farbiger Polizist (eine Seitengeschichte mit eigenen Verwicklungen) und die ehrenwerten Mitglieder des Dante-Clubs versuchen dem Mörder auf die Spur zu kommen, werden auch in ein einigermaßen aufregendes Finale verwickelt, müssen aber vorher durch fast 400 eng bedruckte Seiten stapfen (noch dazu in Bostoner Kälte).

So ist das mit den Hybriden: Für einen Reißer zu gemächlich, für einen „Krimi“ aus der Welt der Literatur mit Schwerpunkt Literatur zu unnötig. Die interessanten Intrigen um die Ausrichtung der Literatur etwa (und was Emerson dazu einbringt) lese ich auch in einem wissenschaftlichen Aufsatz mit ebenso viel Interesse und Vergnügen (?) wie hier; für einen Reißer greife ich aber lieber zu Coben – oder von mir aus zu Dunning und Block (s. Archiv), die die besseren Literaturkrimis schreiben. Nicht wirklich überzeugend – aber das Buch macht immerhin neugierig auf Dante – und Longfellow.