"Es gibt ein noch größeres 'Verbrechen' als das der verbotenen Liebe, nämlich jenes, "plotted at the core of life, and which inflexibly decrees that one love in flower must leave another in decay." (177).
Verbotene Liebe steht gewiss im Zentrum dieses Buches, das den Edgar für Best Novel 1996 gewonnen hat. Miss Channing, weitgereist und schön, lässt sich in einer kleinen Neuengland-Stadt nieder, um Kunst an der Chatham Bubenschule zu unterrichten. Dort verliebt sie sich in den leicht byronesquen Leland Reed, Englischlehrer, verheiratet, ein Kind. Wir schreiben das Jahr 1927, die Tragödie scheint unausweichlich.
In der Gegenwart erinnert sich nun Henry Griswald, Sohn des Schuldirektors, an jene Zeit, an die Todesfälle, die mit dieser heimlichen Liebe verbunden waren, aber auch an die vielen kleinen Zeichen, an die Sprache der Liebe und die Sprache des Leids. Dementsprechend voll von Andeutungen, Bildern, die in der Erinnerung aufsteigen, Schilderungen von glücklichen und dramatischen Momenten ist die Geschichte. Dabei geht es immer wieder um die Fragen: Wessen Schuld? Wessen Sühne? Wie viel Schuld? Wie viel Sühne?
Cook versteht es meisterlich, uns bis zum Schluss im Ungewissen zu lassen. Der Roman, fern von jedem Kriminalromanklischee, ist ein Sittenbild einerseits, ein äußerst gelungenes "Stimmungenbild" andererseits; er beschwört eine größere Wehmut, ein größeres Leid, eine größere Liebe und verbirgt hinter der an sich einfachen Geschichte eine tragische Dimension, wie wir sie aus klassischen Dramen kennen. Wer seinen Kriminalroman fast unblutig, ganz undetektivisch, mehr als Verstrickung des wahren Lebens liebt, der hat mit Thomas Cook einen interessanten Autor zu entdecken. "