Im Grunde ist es natürlich eine Mischung aus Familiendrama, Thriller und schlichter Chick-lit, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Möglich, dass die 'working class'-Perspektive der Protagonistin nicht so richtig 'rüberkommt', aber wer weiß denn heutzutage noch etwas über die Arbeiterklasse.

Die Erzählerin verliert an dem Tag, da das Arsenal-Stadium zerbombt wird, bei dem mehr als 1000 Menschen umkommen, Ehemann und Kind; sie sieht den Terroranschlag im Fernsehen, gerade dann, als sie mit dem Journalisten Jasper ihren Mann betrügt. Von da an ist sie in vielerlei Hinsicht aus der Bahn geworfen – der Verlust von Mann, vor allem aber von Kind, die Schuldgefühle, die Angst, die London nach dem Anschlag verändert, machen ihr begreiflicherweise zu schaffen. Über die kurzfristige Bindung an Jasper lernt sie auch dessen Freundin Petra kennen, sie bekommt Arbeit bei der Terrorbekämpfungszentrale – aber trotz allem findet sie nicht zur Normalität zurück.

Cleave wählt die Fiktion eines Briefes, eines sehr langen Briefes an Osama bin Laden, den sie für den Anschlag verantwortlich macht. Dieser Aspekt geht leider ein bisschen verloren, manchmal erinnert uns nur ein eingestreutes 'Dear Osama' an den eigentlichen Adressaten. Cleave weiß aber seine Geschichte spannend und mit vielen Wechseln zu erzählen, und wenn auch seine Charaktere ein bisschen reißbrettartig wirken, so ist "Incendiary" doch ein Roman, der besonders für Jugendliche leicht lesbar sein müsste, gerade, weil er etwas vergröbert – und genau diese Vergröberung ließe sich auch gut in einer Klasse diskutieren. Keine große Literatur, aber empfehlenswerte 'literature'.