"In the Woods" hat etwas von einem 'old-fashioned thriller' an sich, der sich Zeit nimmt für die Geschichte, die erzählt werden will. Es ist eine mehrfach verzwickte Geschichte, in der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft werden.

In einem Bezirk Dublins wird bei einer hastig durchgeführten Grabung (eine Autobahn soll gebaut werden) die Leiche eines zwölfjährigen Mädchens gefunden. Detektiv Ryan und seine Partnerin Cassie ermitteln in mehrere Richtungen. Sexualverbrechen, Familienverbrechen (Katy, das Opfer, eine vielversprechende junge Tänzerin, lebt mit Eltern und zwei Geschwistern unweit des Tatorts), politisches Verbrechen (Katys Vater führt die Bewegung gegen die Autobahn an). Der Zufall will es, dass vor zwanzig Jahren an diesem Schauplatz zwei Kinder spurlos verschwunden sind, ein drittes wurde völlig verstört und mit blutigen Schuhen gefunden. Das Kind, das gefunden wurde, ist eben jener Detektiv Ryan.

Diese Tatsache führt natürlich zu allerlei Komplikationen, weil Ryan, dessen Vergangenheit nur seine Partnerin kennt, beginnt, Dinge miteinander zu verweben.

Dies gibt French die Möglichkeit, immer neue Türen zu öffnen, neue Erzählwege zu beschreiten. Alle Vorfälle sind aber klug miteinander verwoben, der Stress, der durch mannigfaltige Beziehungen entsteht, baut sich immer mehr auf, die Spannung steigt und steigt und steigt. So gekonnt French auch Ereignisse andeutet, so geschickt weigert sie sich, alle Fragen zu beantworten. Und auch wenn im eigentlichen Mordfall der entscheidende Hinweis zu lange unbeachtet bleibt, auch wenn grundsätzlich ab und zu ein bisschen zu sehr verzögert wird, so hat French einen außerordentlich lesenswerten Erstling geschrieben, der sicher alle, die "In the Woods" gelesen haben, zu ihrem nächsten Roman, "The Likeness" greifen lassen wird. Ich hab mir sicherheitshalber eine signierte Ausgabe davon bestellt – French is one to watch!