Der Vollständigkeit halber sei er hier angezeigt, der Schwanengesang der Hannibal-Romane. Ich bin ja damals schon auf "Red Dragon" gestoßen, als noch niemand von Harris redete, und war so angetan, dass ich Thomas Nashe gelesen habe (die Leser/innen werden verstehen.) Hannibal Lecter hat es ja mittlerweile ins kollektive Gedächtnis geschafft – umso weniger verdient er so eine platte Ätiologie des Bösen.

Die Nazis in Litauen – und ein paar besondere Schurken unter den Schurken. Hannibal, Sohn des Grafen Lecter, muss zusehen, wie seine kleine Schwester als Überlebensration dienen muss – aha, daher der Esstick. Muss sich allerlei Grausamkeiten gefallen lassen – aha, daher der Grausamkeitstick. Als ihn sein Onkel adoptiert und nach Paris bringt, lernt Hannibal dessen schöne Frau kennen. Lady Murasaki (daher, daher der Belesenheitstick) ist ihm Mentorin und große Liebe, bis zu dem Zeitpunkt, da Hannibal völlig vereist (achja, die Gefühllosigkeit). Inspector Popil merkt das gleich, aber Hannibal ist immer um eine Spur schlauer. Und er hat auch immer eine Spur mehr Glück bei seiner grausamen Jagd auf die grausamen Kriegsverbrecher.

Weniger Glück hat Harris, bei dem man sich fragt, wie er "Silence of the Lambs" sprachlich hingekriegt hat. Denn was er hier an platten Sätzen und schiefen Bildern vorlegt, das könnte bestenfalls Stoff für eine kleine Seminararbeit bieten.

Und trotzdem werden die 'aficionados' das Buch nicht missen wollen, gehört es doch zur Ikonizität des Dr Lecter, ehemals braver Medizinstudent in Paris. Sympathien hat ihm seine Leser/innengemeinde ja nie ganz versagt….