Agent Running in the Field
Autor Le CARRÉ, John
Verlag London: Viking 2019
Dass er 88 ist, hindert Le Carré nicht am Verfassen von spannenden Romanen; seit jeher geht es um die Frage, ob es möglich ist, aus der Kälte zu kommen, und jedes Mal variiert sich die Antwort: manchmal gar nicht, manchmal ein bisschen, manchmal so, dass alle anderen die Ausgetricksten sind.
Nat (47), der den Höhepunkt seiner Karriere überschritten hat, landet in London. Dubiose oder unfähige Vorgesetzte, eine abstruse Bürokratie, eine lächerliche Aufsicht machen ihm das Leben schwer. Nat ist ein Agentenbetreuer, und er hat viele Erfahrungen gesammelt, daher ist er besonders im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen vorsichtig. Wo er weniger vorsichtig ist: bei seinem Federball-Partner. Nat ist ein leidenschaftlicher Spieler (Federball auch als schöne Metapher), und als ihn der junge Ed herausfordert, nimmt er diese Herausforderung an. Das regelmäßige Spiel mit Ed, die kompetente Florence in seinem Büro und seine komplizenhafte Frau Prue erleichtern es ihm sehr, mit seinem langweiligen Job zurechtzukommen. Als sich aber herausstellt, dass Ed, ein scharfer Trump-Kritiker, ein definitiver Brexit-Hasser so seine politische Agenda hat, wird es plötzlich für Ed eng. Auf alte Freunde muss zurückgegriffen werden…
Le Carré nutzt die Gelegenheit, auf Trump und Brexit zu schimpfen, weidlich aus. Wenn da jemand ein “fucking Etonian narcissistic elitist without a decent conviction in his body bar his own advancement” genannt wird, dann darf man sich gern seinen Teil dazu denken.
Und natürlich ist es ein Vergnügen, all die Intrigen und Fallen mitzuverfolgen; bis zum Schluss bleibt das Buch spannend; und wie viel Kälte für Nat übrig bleibt, lohnt es sich wirklich zu verfolgen.
pp. 281