A Delicate Truth
Meine erste Befürchtung war – der Mann ist zwar fast ein Vierteljahrhundert älter als ich, aber ich verstehe sein ‚plotting’ und seine ‘twists’ nicht mehr. Wie gut, dass sich dann doch alles fügt, wie man es sich von einem Altmeister erwartet.
Nach einigen Durchhängern (s. Archiv), hat es Le Carré wieder einmal geschafft, einen gekonnten Thriller zu schreiben, auch wenn man dem Buch Zeit geben muss, bis sich die größere Verschwörung enträtselt.
Es beginnt in Gibraltar mit einer „Operation Wildlife“, an der ein gewisser Paul als Auge und Ohr des Ministers teilnimmt und von der Bruchstücke vom Sekretär des Ministers, Toby Bell, aufgezeichnet werden.
Drei Jahre später trifft einer der Soldaten, Jeb, auf eben jenen Paul, der in Wirklichkeit ein pensionierter Diplomat, Sir Christopher (Kit) Probyn, ist. Kit erfährt, dass Operation Wildlife ein Fiasko war und will, dass der Fall aufgeklärt wird. Unterstützung kommt von Bell, nunmehr Foreign Office. Schritt für Schritt tragen sie die Mosaiksteine zusammen und müssen erfahren, dass die Verschwörung viel größer ist als angenommen, dass sie unbedeutende Bauern im großen Schachspiel sind und dass sie obendrein mit ihrem Leben spielen.
Le Carré lässt keine falschen Hoffnungen aufkommen, die Schurken halten Schritt oder sind einen Schritt voraus, die Guten sind die bemühten Einzelkämpfer. Le Carrés Zorn über die selbstherrliche Art, wie der Staat (New Labour) mit Schicksalen umgeht, entlädt sich in den letzten hundert Seiten auf beeindruckende Art. Was am Anfang nach ein bisschen Lesemühsal aussah, war in der zweiten Hälfte pures Vergnügen.
London: Viking 2013; pp. 310