A Big Boy Did It and Ran Away
Brookmyre, schrägster unter den Thriller- und Krimiautoren, mit erfrischender schottischer Schlagseite, entführt uns diesmal u.a. nach Aberdeen. Ray Ash, der dort erfolglos als Englischlehrer werkt, trifft am Flughafen von Glasgow den ehemaligen Kommilitonen und Mit-Musiker Simon Dar ...
Brookmyre, schrägster unter den Thriller- und Krimiautoren, mit erfrischender schottischer Schlagseite, entführt uns diesmal u.a. nach Aberdeen. Ray Ash, der dort erfolglos als Englischlehrer werkt, trifft am Flughafen von Glasgow den ehemaligen Kommilitonen und Mit-Musiker Simon Darcourt; der Haken bei der Sache: Simon ist seit einigen Jahren tot. Ray kann ja nicht wissen, dass eben jener Simon mittlerweile der meistgesuchte Terrorist der Welt ist und nach dem zufälligen Wiedersehen plant, Ash als Schachfigur bei seinem neuesten Anschlag zu verwenden. Damit beginnt ein mehrfacher Alptraum, der aber immer die Qualität eines Computerspiels hat. Nicht umsonst ist Ray ein Spielexperte, auch wenn er hier deutlich überfordert ist; immerhin ist er nicht nur auf der Flucht, sondern ihm wird auch vorgeworfen, zwei Schüler (in pädophiler Absicht?) entführt zu haben; die beiden sind allerdings zufällig ins Terrornetz gelangt und tragen zu weiteren Verwicklungen bei. Letztendlich lernen wir aber, dass beim Machtspiel alle ernsthaft Beteiligten nichts anderes sind als ernsthafte "Wichser". Mit dieser Erkenntnis müssen wir uns 500 Seiten lang herumschlagen, und auch wenn Brookmyre brillant ist und ich keinen Autor kenne, der in diesem Genre (Thriller? Krimi? Gesellschaftssatire?) so unberechenbar, überdreht und einfallsreich ist, so bleibt doch offen, ob hundert Seiten weniger nicht auch gereicht hätten. Wer zu viel Esprit auf einmal aufnehmen muss, wird auch schnell müde. Dennoch: Brookmyre Leser/-innen werden sich diesen Roman hoffentlich nicht entgehen lassen. Neulinge beginnen besser mit "One Fine Day in the Middle of the Night" (Dezember 2000), um Stil und Rasanz von Brookmyres uvre kennen zu lernen und so den etwas längeren Atem für das vorliegende Buch zu haben.