Das ist natürlich ein reizvoller Vergleich – eine mit vielen bunten Paprikastücken belegte Pizza und ein Bild von Jackson Pollock! Und Heller zeigt auch, wie weit Gemeinsamkeiten gehen können, wo aber letztendlich doch die Unterschiede liegen. Das Kunstwerk im Zeitalter der pizzaofenmäßigen Reproduzierbarkeit ist immer noch endlich – und eben reproduzierbar. Die Endlichkeit ist, wie Heller anhand eines Werks von Robert Smithson zeigt, noch kein Kriterium!

Hellers Buch macht nicht nur neugierig auf (moderne) Kunst, es beseitigt auch so manchen Zweifel, vor allem aber nähert sie sich den Objekten mit einer schlauen Unbefangenheit – und genau das vermittelt sie auch ungemein einsichtig an zahlreichen Beispielen: Nähere dich der Kunst nicht ehrfürchtig, aber auch nicht ablehnend. Lass dein "gut feeling" sprechen und versuche dann, einem Werk ein bisschen mehr Zeit zu widmen. Wir alle wissen, dass der heutige Skandal die Gewohnheit von morgen ist, und wer etwa ein Bild von Gene Davis anschaut und meint, das könne er auch, der bekommt von Heller vermittelt, dass dahinter zahlreiche Entscheidungen und Überlegungen stecken und dass das scheinbar Leichte alles andere als wiederholbar ist. Bei Davis' Streifenbildern sehen wir übrigens sehr schön, dass das, was Museumsbesucher/-innen irritiert oder verärgert hat, mittlerweile als Hemddesign ganz selbstverständlich ist.

Heller schreibt ohne Allüren und so verständlich, dass auch kunstinteressierte Jugendliche das Buch mit Gewinn lesen müssten. Die ganz Eiligen (oder die ganz Skeptischen) können mit dem Schlusskapitel beginnen: "Commonsense Answers to Some of the Questions Most Often Asked About Modern Art"; dort gibt es eine Kurzantwort auf die Fragen, die aber so kurz ist, dass man mit Neugier die lange liest. Wer dann noch nicht weiter lesen will, der sollte vielleicht wirklich Pizzabäcker werden.