Who Is Ozymandias? and other Puzzles in Poetry

Wer könnte besser als John Fuller, Poet, Romancier, Oxford-Professor, vermitteln, was es heißt, Gedichte zu lesen und zu schreiben? Mit Vergnügen habe ich also zu seinem Buch gegriffen, noch dazu, wo ich gerade im Lake District war und mir die Poesie nur so um die Ohren flog.
“Poetry surprises ...

Wer könnte besser als John Fuller, Poet, Romancier, Oxford-Professor, vermitteln, was es heißt, Gedichte zu lesen und zu schreiben? Mit Vergnügen habe ich also zu seinem Buch gegriffen, noch dazu, wo ich gerade im Lake District war und mir die Poesie nur so um die Ohren flog.

“Poetry surprises us with what we already know”, schreibt Fuller in der Einleitung. Bei der Lektüre bin ich allerdings draufgekommen – das hängt schon von mehreren Variablen ab, und wenn er zB von der Kühnheit der Wortwhal bei Eliot (“garboard strake”) schreibt, dann weiß ich, dass ich als Non-native bestenfalls überrascht bin – aber noch nichts gewusst habe. (Und der Zusammenhang mit Pericles? Give me a break!)

Nichtsdestotrotz: Ich habe dieses Buch mit Gewinn und Vergnügen gelesen (“prodesse et delectare”). Anhand zahlreicher Beispiele erläutert Fuller, wie schwierig es oft ist, ein Gedicht (auch nur ansatzweise) zu entschlüsseln, aber auch, wie vergnüglich. Pounds “Cantos” verstehen sich von vornherein als Dechiffrierlektüre, also wird man sich nicht einfache Narzissengedichte erwarten können. Einfach? Wenig ist einfach! Auch Wordsworth hat in seinen “Daffodils” genug Komplexität, um nachzufragen: Wer spricht wann wie wo? Und genau das ist auch das Faszinierende an der Beschäftigung mit Gedichten: Wir müssen genau hinschauen und hinhören, hochnotpeinlich nachfragen, unseren ganzen Intellekt verwenden – und doch gleichzeitig einfach sagen können: Ja, das berührt etwas, aber ich weiß nicht was. (“The Waste Land”/”The Wasteland” lebt zum Teil von der Hermetik!)

Es ist einfach vergnüglich, Fullers Ausführungen zu folgen! Und die wilden Lyriker, die man dabei (wieder)entdeckt: Lowell und Empson!!! Irr! Und die Ideen und Interpretationen!!! “The Hunting of the Snark!” wurde mir in einem ganz neuen Licht präsentiert!!

Ich könnte weiter und weiter schwärmen, schließe aber mit zwei Beobachtungen: Falls Fuller beabsichtigt hat, uns Lyrik ‘zugänglicher’ zu machen, dann hat es bei mir nur zu einem geringen Teil geklappt. Meist überwog das Gefühl, dass ich schlichtweg zu blöd dafür bin, obwohl ich mein Leben lang Lyrik gelesen (und unterrichtet) habe und zu den wenigen Leuten gehöre, die tatsächlich meistens einen Lyrik-Band mit sich tragen (und auch darin lesen). Und falls Fuller beabsichtigt hat, uns für Lyrik zu gewinnen: Ja, das hat er. Die Lust, seine Beispiele nachzulesen, wird natürlich geweckt. Noch schöner aber ist: Ich räume die Anthologien aus meinen Regalen, um darin zu blättern. Und ich (wieder)lese “The Prelude” mit wachsendem Interesse.

Und ich wünsche mir mehr Bücher wie dieses!

P.S. Nicht noch mehr Latein und Mathematik, um den Verstand zu schulen! Mehr Lyrik – von mir aus lateinische! Und natürlich die von Lewis Carroll!

London: Chatto&Windus 2011; pp. 248

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.08.2011
Link
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